Zugausfall, schlechte Infrastruktur, zu wenig Geld – Negativschlagzeilen über die Deutsche Bahn sind eine Never-Ending-Story. Oder? Tatsächlich ist geplant, die Bahn im Zuge des Klimapakets umfassend zu sanieren. Doppelt so viele Fahrgäste wie bisher, neue Züge, Digitalisierung: Für diese Ziele sollen 20 Milliarden Euro bis 2030 bereitgestellt werden.
Weniger Geld als angenommen
Eine stattliche Summe, die die Deutsche Bahn sehr begrüßt. Doch bereits jetzt melden sich kritische Stimmen. Zum einen reiche das Geld nicht aus, um diese Vorhaben zu erreichen. Außerdem bräuchte es circa 900 neue Stellen, um die Investitionen überhaupt entsprechend zu verarbeiten.
Wenn man sich das genau anguckt, dann sind in diesen Zahlen immer wieder Doppelbuchungen und sowas. Wenn man schaut, wie viel Geld steht wirklich zur Verfügung, sind die Zahlen längst nicht so beeindruckend. Es wird also nicht reichen, um auch nur eine Verdopplung des Schienenverkehrs zu bewirken. – Christian Böttger, Professor an der Hochschule Technik und Wirtschaft
Kapitalerhöhung das falsche Mittel?
Jährlich eine Milliarde Euro sollen direkt als Kapitalerhöhung an die Deutsche Bahn gehen. Eine Maßnahme, die der früheren Finanzierungspolitik der Bundesregierung widerspricht. Denn zum einen untergräbt das den Wettbewerb, der bisher gestärkt werden sollte, um für mehr Effizienz zu sorgen. Zum anderen erschwert es die ohnehin schon unzureichende Kontrolle der Deutschen Bahn.
Wenn man dem Unternehmen zusätzliches Eigenkapital gibt, kann das Unternehmen ja entscheiden, was es damit macht. Es ist keineswegs sichergestellt, dass das Unternehmen dann wirklich genau die Maßnahmen umsetzt, die man eigentlich verkehrspolitisch dringend bräuchte. – Christian Böttger
Über diese und weitere Kritikpunkte an der Kapitalerhöhung für die Deutsche Bahn hat detektor.fm-Redakteurin Eva Weber mit Christian Böttger gesprochen. Er ist Professor an der Hochschule Technik und Wirtschaft Berlin und forscht zu Verkehrswesen und Eisenbahnen.