Zwischen den grünen Bergen des Kaukasus liegt die autonome Region Berg-Karabach. Es könnte hier sehr friedlich und schön sein, wenn da nicht ein alter Streit zwischen Aserbaidschan und Armenien wäre. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern, obwohl mit dem Ende des Krieges 1994 Waffenstillstand geschlossen wurde. So sollen allein bei den jüngsten Ausschreitungen mehrere hundert Menschen getötet und ebenso viele verletzt worden sein.
Berg-Karabach: Konfliktort seit der Zarenzeit
Tatsächlich ist die Auseinandersetzung zwischen den zwei Bergländern nicht neu. Bereits zur Zarenzeit hat es Konflikte um die Region gegeben. Während hier heute nur noch Armenier leben, haben sie damals Tür an Tür mit Aserbaidschanern gewohnt. Denn ursprünglich ist Berg-Karabach ein Qanat Aserbaidschans gewesen, das im Laufe des 19. Jahrhunderts unter der Oberhand des Zarenreiches mehr und mehr von Armeniern besiedelt wurde.
Die Aserbaidschaner sind entweder geflüchtet oder vertrieben. Es gibt wechselseitig keine Kontakte mehr. – Rüdiger Kipke, Politikwissenschaftler
So ist es innerhalb der vergangenen 100 Jahre nie wirklich ruhig in Berg-Karabach gewesen – auch nicht zu Zeiten der Sowjetunion. Mit ihrem Zusammenbruch erreichte der Streit seinen Höhepunkt in einem Krieg, der erst 1994 beendet werden konnte. Seitdem gilt (theoretisch) nicht nur das Waffenstillstandsabkommen, Berg-Karabach gehört auch rein rechtlich zu Aserbaidschan. Doch die Einwohner fühlen sich dem Land nicht zugehörig.
Kein Frieden ohne Großmächte?
Alle Versuche einen dauerhaften Frieden in der Kaukasus-Region zu etablieren, sind fehlgeschlagen. Bisher haben sich die großen Verbündeten, allen voran Russland, die USA und die Türkei, aus dem Streit herausgehalten. Ein Fehler? Ohne ihr Eingreifen werde es auch zukünftig angespannt zwischen Aserbaidschan und Armenien bleiben, findet der Osteuropa-Experte Rüdiger Kipke.
Was getan werden müsste, damit es in Berg-Karabach friedlicher wird, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt den Politikwissenschaftler Rüdiger Kipke gefragt. Er ist Professor an der Universität Siegen.