Die Bertelsmann-Stiftung ist die reichste Stiftung Deutschlands. Seit ihrer Gründung 1977 hat sie fast eine Milliarde Euro ausgegeben und hält mehr als 77 Prozent an Europas größtem Medienkonzern, der Bertelsmann AG. Rund 300 fest angestellte Mitarbeiter verfassen Studien, leiten Bildungs- und Pilotprojekte und schaffen Netzwerke – also eben auch und zuvordest Lobbyarbeit.
Die Bertelsmann-Stiftung gibt sich unpolitisch
Es gibt kaum eine Frage, zu der die Bertelsmann-Stiftung nicht Stellung bezieht. Die Mitarbeiter analysieren das Renten- und Bildungssystem, das europäische Freihandelsabkommen, das Wahlverhalten der Deutschen oder die Armut und schlagen gleich Lösungsansätze vor. Die Stiftung vergibt Preise und veranstaltet politische Foren bei denen hochrangige Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel die Eröffnungsrede halten. Explizit ordnet sie sich keiner politischen Richtung zu. Dennoch deutet das Stiftungsleitbild ein klares Menschen- und Weltbild an: Die Bertelsmann-Stiftung sieht sich in der Tradition des Stiftungsgründers und Unternehemsführers Reinhard Mohn. Dieser stand für Leistung, Wettbewerb und gesellschaftliches Engagement.
Meinung und Macht
Die Werte Reinhard Mohns schlagen sich folglich auch in den Stellungnahmen der Bertelsmann-Stiftung nieder. So spricht sich die Bertelsmann-Stiftung vehement für ein europäisches Freihandelsabkommen mit den USA aus. Von diesem Abkommen würden in Deutschland ihrer Meinung nach von Großunternehmern bis Geringverdienern alle profitieren – Arbeitsplätze würden geschaffen. In diesem Fall scheint es so, als bevorzuge die Stiftung Freihandel vor Sozialstaat.
Über die Bertelsmann-Stiftung, ihre politische Macht und ihre Strategien haben wir mit Frank Böckelmann gesprochen. Er ist Herausgeber des Buches „Bertelsmann. Hinter der Fassade des Medienimperiums„.