Die rechte Wende: der ganz normale Osten
Die AfD ist zwar eigentlich an Mitgliedern zu schwach, um als echte Volkspartei bezeichnet zu werden. Trotzdem ist sie die einzige Partei, die in Kürze in allen fünf Ost-Bundesländern über 20 Prozent der Stimmen erhalten hat. Wer jedoch glaubt, dass es sich dabei um eine ostdeutsche Abnormität handelt, verkennt die Dramatik der Lage: Ostdeutschland steht für die europäische „Normalität“, das stellt der Blätter-Redakteur Albrecht von Lucke fest. In weiten Teilen Europas stehen Rechtspopulisten an zweiter Stelle des Parteiensystems, in Ungarn und Polen sogar an erster Stelle. Daher wird es auf die reale Politik und die tatsächlichen Ergebnisse ankommen.
Das aber heißt: Die GroKo in Berlin, speziell ihre Klimapolitik, aber auch ‚Kenia‘ in Sachsen und möglicherweise in Brandenburg sind regelrecht zum Erfolg verdammt. – Albrecht von Lucke
Gelingt ihnen kein echter inhaltlicher Neustart, hätte dies fatale Folgen. Und auch der Opposition kommt bei der Bekämpfung der AfD eine bedeutende Rolle zu – vor allem der Linkspartei.
Italien: Salvini am Ende?
Die Italiener haben einen verrückteren politischen Sommer erlebt: Erst verkündete Matteo Salvini, Ex-Innenminister und Chef der rechtsnationalen Lega, überraschend am 8. August das Ende der Regierungskoalition mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und forderte sofortige Neuwahlen. Dann schmiedeten nach jahrelangen gegenseitigen Anfeindungen die Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten innerhalb von wenigen Tagen eine Koalition. Damit kam zusammen, was nie zusammengehören wollte. Politik ist in Italien auch die Kunst, das Unmögliche möglich zu machen, schreibt die Journalistin Andrea Affaticati.
Weil es in Italien leider sehr oft nicht um die Inhalte geht, sondern um den Machterhalt. – Andrea Affaticati
Jetzt komme es darauf an, ob die neue Regierung Italien eine Zukunftsperspektive geben kann. Dabei sollte Brüssel unterstützen.
Kanada: Die Entzauberung des Justin Trudeau
In den letzten Jahren ist Kanada zu einem liberalen, weltoffenen Land geworden. Einen großen Anteil daran hatte der Premierminister Justin Trudeau. Als er vor fast vier Jahren überraschend die Konservativen von der Regierung ablöste, wirkte das Land plötzlich wie befreit. Aber von diesem Enthusiasmus ist nicht viel geblieben. Mittlerweile ist alles andere als sicher, ob Trudeau noch die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hinter sich weiß. Seine Versprechen stehen im Widerspruch zur Realität. Der Politikwissenschaftler und Direktor des Center for Global Studies an der University of Victoria in Kanada Oliver Schmidtke hat aber eine geteilte Meinung über den „Mr. Charming“:
Er ist sowohl ein Blender gewesen als auch jemand, der das Land in eine neue Richtung bewegt hat. – Oliver Schmidtke
Die Einflüsterer des Präsidenten
Dass der US-Fernsehsender Fox News konservativen Tendenz-Journalismus betreibt, ist seit langem bekannt. Doch mittlerweile entwickelt er sich zu einem eigenen politischen Akteur. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Kamps beschreibt die auf Donald Trump ausgerichtete Personalpolitik des Senders und zeigt, wie der Präsident die Agenda von Fox News aufgreift. Fox befördert damit die zunehmende Radikalisierung der US-Konservativen.
Über diese Themen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit der Blätter-Redaktion.