Behinderte Menschen in der Pandemie
„Risikogruppen“ sollen geschützt werden – das ist eines der zentralen Ziele in der Pandemiebekämpfung. Fakt ist aber: Zu großen Teilen sind sie weder ausreichend geschützt noch an den Entscheidungen über Schutzstrategien beteiligt. Das gilt besonders für behinderte Menschen. Mit diesem Widerspruch offenbart sich in der Pandemie, wie generell mit Behinderung in Deutschland umgegangen wird: Es wird über statt mit behinderten Menschen geredet. Das kommentiert die Psychologin und Journalistin Rebecca Maskos in den Blättern.
Am Beispiel der Triage und der Richtlinien dazu zeigt sich, dass behinderte Menschen nicht mit einbezogen worden sind und ihre Perspektiven außen vor bleiben.
Rebecca Maskos
Myanmar: ein Land im Widerstand
Seit sich am 1. Februar das Militär zurück an die Macht geputscht hat, befindet sich Myanmar im Ausnahmezustand. Millionen Menschen waren zeitweise im gesamten Land auf der Straße und leisteten Widerstand. Obwohl das Militär mit immer brutalerer Gewalt gegen die Demonstrierenden vorgeht, scheint die Bevölkerung entschlossen, sich den Generälen um keinen Preis zu beugen. Hunderte Zivilisten haben dafür bisher mit ihrem Leben bezahlt, tausende wurden inhaftiert oder verschleppt.
Der 27. März, der in Myanmar als „Tag der Streitkräfte“ ein Feiertag ist, war der bisher blutigste Tag der Unterdrückung der Massenproteste. Judith Beyer und Felix Girke von der Universität Konstanz analysieren den Staatsterror in Myanmar.
Den Menschen auf der Straße in Myanmar geht es nicht darum, jetzt zu verhandeln oder einen Kompromiss zu finden. Es geht darum, ein gewisses Reinemachen zu vollziehen.
Felix Girke
Das Erbe von ’68: Identitätspolitik als Kulturrevolution
Über Identitätspolitik wird heftig debattiert. Zuletzt hatte der SPD-Politiker Wolfgang Thierse die Debatte angestoßen, als er sagte, er sehe dadurch den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Dieser Vorwurf kommt häufig: Identitätspolitik führe zur Spaltung der Gesellschaft in Kleingruppen und Partikularinteressen. Das verkenne aber grundlegend die Bedeutung dieses Aktivismus, meint der Blätter-Redakteur Steffen Vogel. Für ihn handelt es sich dabei nämlich um eine Kulturrevolution, die vollendet, was 1968 begonnen wurde.
Das Vordringen von anderen Stimmen, von PoC, von queeren Menschen in den Diskurs ist eine unglaubliche Bereicherung und eine Chance, die Zukunft dieser Gesellschaft zu zeichnen.
Steffen Vogel
Die große Trennung
Das gesamte Leben auf der Erde befindet sich in einer Überlebenskrise, weil der Mensch so massiv in die Natur eingreift. Der Buchautor und Dramaturg Fabian Scheidler nennt die zentrale Ursache dafür ein technokratisches Weltbild, das die Natur zu einer beherrschbaren Ressource in der Hand des Menschen gemacht hat. Er analysiert in den Blättern, wie es dazu gekommen ist, und stellt eine Trennung des Menschen von der Natur sowie von sich selbst als Ausgangspunkt der Krise unseres Planeten fest.
Der Kern der planetarischen Zerstörung ist ein Wirtschaftssystem, das nicht existieren kann, ohne endlos zu expandieren und Natur in Waren zu verwandeln. Und wir müssen die grundlegenden Fundamente dieses Wirtschaftssystems ändern.
Fabian Scheidler
Über diese Themen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Autorinnen und Autoren der Blätter für deutsche und internationale Politik.