Mehr Zukunft wagen
In der Nachkriegsmoderne galt die Erwartung: Meine Kinder und Enkel werden einmal besser leben als ich. Heute ist dieser Optimismus verschwunden, stellt der Soziologe Harald Welzer fest. Die Zukunft ist mittlerweile für viele etwas, das nicht passieren darf. Deshalb brauchen wir eine Idee von einer Zukunft, die ein besseres Leben vorsieht als das, was wir heute haben. Das Problem sei nur, dass viele, zum Beispiel auch die Klimaschützer, kein Gegenangebot machen.
Es ist ein Versagen, keine andere Welt zu entwerfen. Dadurch deklariere ich die bestehenden Verhältnisse als wünschenswert. Das ist doch Scheiße! – Harald Welzer
Die Voraussetzungen für eine andere Wirklichkeit seien da: Wir müssten nicht von vorn anfangen, wir müssen nur anfangen.
Linker Hoffnungsträger in Italien?
Anfang März hielt die sozialdemokratische Partei Italiens, die Partito Democratico (PD), ihre Vorwahlen über einen neuen Parteivorsitzenden. Mit 66 Prozent gewann Nicola Zingaretti. Viele hoffen, dass er ein Gegenspieler zu dem rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini sein kann. Dafür müsse er aber endlich Programmpunkte bringen, kritisiert die Journalistin Andrea Affaticati. Und Zingaretti müsse es schaffen die Partei wieder aufzubauen, indem er die inneren Streitigkeiten seiner Partei beilegt.
Sonst wird es wieder zu einer Spaltung kommen. Und dann, wie man auf Italienisch sagt: Arrivederci! – Andrea Affaticati
Abschied von den Mumien
Seit Wochen demonstrieren Hunderttausende in Algerien für freie Wahlen und gegen ihren altersschwachen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, der seit 1999 im Amt ist. Eins der großen Probleme der Algerier ist die Demographie. Denn die Hälfte der 42 Millionen Einwohner ist unter 30 Jahre. Und mehr als ein Viertel von ihnen ist arbeitslos. Europa dürfe dieses Problem nicht aus der Distanz beobachten, mahnt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie:
Algerien ist zunehmend ein innenpolitisches Problem für alle europäischen Gesellschaften.
Der Kampf um Asien
Bis in die frühen 1960er Jahre waren China und Indien enge Verbündete. Aber die Völkerfreundschaft fand ein abruptes Ende, als es im Herbst 1962 zum Grenzkrieg im Himalaya kam. Heute konkurrieren Indien und China um die wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in Asien. Neben der Grenze im Himalaya ist vor allem die Seidenstraße ein Problem zwischen den beiden Ländern. Aus indischer Sicht strickt China diese um Indien herum, ohne es miteinzubeziehen. Dadurch werden Indien seine politischen und wirtschaftlichen Verbündeten abgeworben. Auf der anderen Seite müsste Indien eigentlich daran interessiert sein, mit China zusammenzuarbeiten, analysiert Uwe Hoering.
Moderation: Helena Schmidt