Der Wahlkampf in den USA geht in die entscheidende Phase. Wahlkampfstrategen der Republikaner wie auch der Demokraten arbeiten seit Wochen daran, die US-Bevölkerung von ihrem Kandidaten zu überzeugen. Neben TV-Spots, Interviews und Reden spielen die sozialen Medien eine immer größere Rolle. Schon während der TV-Duelle kommt es gerade beim Kurznachrichtendienst Twitter zu heftigen Debatten. Diese werden in jüngster Zeit immer stärker von sogenannten „Propaganda-Bots“ unterlaufen.
Bots lenken Wähler
Die Bots sorgen dafür, dass ein Tweet möglichst oft geretweetet wird und dessen Inhalt somit eine höhere Bedeutung bekommt. So werden künstlich Diskussionen erzeugt. Für andere Twitter-Nutzer ist oft nicht zu erkennen, welche Accounts Fake sind. Für die Netzwerke selbst ist es schwierig, die Urheber der Tweets ausfindig zu machen. Eine weitere Möglichkeit, die Bots bieten: Sie können mehr Likes oder beispielsweise bei Facebook neue digitale Freunde generieren.
Wahlkampf-Beobachter gehen davon aus, dass beide Parteien mit Bots arbeiten, um ihre Botschaften innerhalb kürzester Zeit im Netz zu verbreiten. Genutzt wird dabei Software, die vom amerikanischen Verteidigungsministerium für die hybride Kriegsführung entwickelt wurde – also für das Verbreiten von Propaganda im Internet. Kommunikationswissenschaftler warnen davor, dass durch die versteckte Propaganda über das Netz Meinungen manipuliert werden können, ohne dass es die User selbst merken.
Brexit-Referendum manipuliert?
Aber nicht nur im amerkanischen Wahlkampf kommen vermutlich immer wieder Bots zum Einsatz. Die University of Washington hat herausgefunden, dass während des Brexit-Referendums 30 Prozent der Tweets von nur einem Prozent der Nutzer mit einer hohen Frequenz abgegeben wurden. Das deutet auf Manipulation hin. Weitere Fälle sind aus Südkorea und England bekannt: In Südkorea soll der Geheimdienst 2012 den Gegenkandidaten bei der Präsidentschaftswahl angegriffen haben, in England gab es pro-russische Propaganda, die in den Leserforen des Guardians vermehrt auftauchten.
Wie kann man automatisierte Tweets erkennen?
Bisher können von Bots gesendete Tweets nur über sprachliche Muster erkannt werden. Wissenschaftler fordern schon lange eine breitere öffentliche Diskussion über Bots. Sie setzen sich dafür ein, dass Regelungen getroffen werden, in welchen Fällen eingegriffen werden soll und welche Inhalte gelöscht werden müssen. Außerdem soll die Rolle der Anbieter von sozialen Netzwerken geklärt werden.
detektor.fm-Moderator Lucas Kreling hat mit dem Politikberater und Blogger Martin Fuchs über die Macht von Propaganda-Bots gesprochen.