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Familienministerin Barley möchte die angesprochenen Probleme angehen. Foto: Odd Andersen | AFP
Bild: Odd Andersen | AFP

Bundesregierung veröffentlicht Gleichstellungsbericht

Weichen stellen an den immer gleichen Stellen

Wer sich fragt, ob zwischen Frauen und Männern in unserem Land alles in Butter ist, der sollte mal den Gleichstellungsbericht lesen, den das Bundeskabinett heute verabschiedet hat. Die klassische Rollenverteilung in der Familie sowie auf Arbeit kann nicht überwunden werden, solang finanzielle Zwänge herrschen.

Der Gleichstellungsbericht hat ein Ziel: Irgendwann die Gleichstellung von Frauen und Männern in Bildung und Erwerbsleben nachweisen zu können. So wie es das Grundgesetz fordert. Einmal pro Legislaturperiode veröffentlicht deshalb die Regierung einen Bericht, um die Entwicklungen verfolgen zu können.

Das Ding mit der Familie

Leider gibt es in Sachen Gleichberechtigung aber noch einiges zu tun. So verdienen Frauen durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Das hat mehrere Gründe. Der wohl bekannteste ist, dass Frauen sich häufiger für soziale Berufe entscheiden. Und die werden aktuell um einiges schlechter bezahlt. Außerdem sind es meistens die Frauen, die sich nach einer Familiengründung aus dem Berufsleben zurückziehen.

Interessant ist, dass in Ostdeutschland nach zwei Jahren Elternzeit bereits 55 Prozent der Frauen wieder arbeiten. Dagegen sind es in Westdeutschland gerade einmal 35 Prozent. Nehmen Frauen erst nach mindestens drei Jahren wieder eine bezahlte Arbeit auf, so sind 30 bis 40 Prozent im neuen Job überqualifiziert.

Aufgrund der gesellschaftlichen Geschlechterstereotypen und Arbeitsteilungen treffen die entstehenden Nachteile heute ganz überwiegend diejenigen Frauen und Männer, die in der Familie die Hauptverantwortung für Sorgearbeit übernehmen. Das Ergebnis sind hohe Risiken im weiteren Lebensverlauf in Form geringer Aufstiegschancen, geringer Einkommen und geringer Renten. – Gleichstellungsbericht 2017

Zu Aufopferungsvoll

Hinzu kommt, dass Frauen wesentlich stärker dazu neigen, unentgeltliche Arbeit wie etwa die Pflege von älteren Angehörigen sowie die Arbeit im Ehrenamt oder auch die Versorgung der Familie zu übernehmen. Mit 34 Jahren arbeiten doppelt so viele Frauen unentgeltlich wie Männer. Sind Männer deshalb unsozial? Nein. Häufig ist der Grund für die Entscheidung darüber, wer zu Hause bleibt, ganz pragmatisch: der Mann verdient mehr. Diese Entscheidung wird nirgendwo deutlicher als auf dem Rentenbescheid: 2015 bezogen deutsche Frauen um 53 Prozent geringere Rentenleistungen als Männer.

Hier, in diesem Bereich, ist meines Erachtens zu wenig Geld im System und da muss sich etwas an gesellschaftlicher Wertschätzung, auch in gesellschaftlicher Umverteilung von Ressourcen niederschlagen. – Dr. Christina Klenner, referatsleitende Genderforscherin in der Hans-Böckler-Stiftung

Der Plan

Familienministerin Katarina Barley will den Rat der Sachverständigen befolgen und soziale Arbeit aufwerten, denn diese wird für unsere alternde Gesellschaft immer wichtiger. Damit bekäme die sogenannte soziale Ader endlich die wirtschaftliche Anerkennung, die sie verdient. Denn die soziale Branche ist ebenso wichtig für das Wirtschaftswachstum wie etwa Industrie oder andere Dienstleistungen. 2013 betrug die Bruttowertschöpfung durch unbezahlte Hausarbeit etwa 987 Milliarden Euro und lag dabei gut 200 Milliarden Euro über dem produzierenden Gewerbe.

Nach aktuellen Arbeitsmarktprognosen wird die Gesamtheit der Tätigkeiten in Bildung und Erziehung, in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie in der Körperpflege bis 2030 den mit Abstand größten Berufsbereich ausmachen. – Gleichstellungsbericht

Warum die Flexibilisierung von Arbeitszeiten einer Gleichstellung zuträglich wäre, erklärt Dr. Christina Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung detektor.fm-Moderator Eric Mickan.

Dass Frauen und Männer für gleiche und gleichwertige Arbeit nicht dieselbe Entlohnung bekommen, halte ich für eins der größten Probleme, die es zu lösen gilt.Christina Klenner
Gleichstellungsbericht 05:49

Moderation: Eric Mickan / Redaktion: Dorothea Günther

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