Play
Sorgfältig geht die chinesische Zentralregierung gegen jedes verdächtige Verhalten in der autonomen Region Xinjiang vor. Foto: StreetVJ | shutterstock
Bild: StreetVJ | shutterstock

China überwacht per App

„In Xinjiang ist der totale Überwachungsstaat fast perfekt“

Seit Jahren sind Muslime in China von staatlichen Repressionen betroffen. Nun hat die Überwachung orwellschen Charakter angenommen.

Unruheregion Xinjiang

Im Nordwesten von China liegt die Region Xinjiang. Dort kommt es häufig zu schweren ethnischen Konflikten. Darüber hinaus sind die Spannungen zwischen chinesischen Sicherheitskräften und Separatisten durch schwere Terroranschläge und Entführungen geprägt. Um weitere Gewalt zu verhindern, arbeitet die chinesische Regierung mit einer strengen Sicherheitspolitik. Deshalb sind in der Region zahlreiche Sicherheitskräfte aufgestellt.

Außerdem umfasst diese Politik auch soziale Kontrollmechanismen, zum Beispiel Funktionäre, die den Gebrauch der chinesischen Sprache und Kultur überprüfen. Neuerdings verwendet die chinesische Polizei auch eine Kontroll-App. Entwickelt vom chinesischen Militär- und Technikkonzern CETC soll diese App der Abwehr von Terrorismus dienen. Dieser App ist eine „Kampagne des harten Schlages gegen Terrorismus“ vorausgegangen, die chinesische Behörden seit 2014 in der Region durchführen.

Das ist fast wie ein Labor für zukünftige Überwachungen anderer Staaten und ist sehr alamierend. – Wenzel Michalski, seit 2010 Direktor von Human Rights Watch Deutschland

Digitaler Überwachungsstaat

Die neue Polizei-App arbeitet mit der Datenbank „Integrated Joint Operations Platform“ (IJOP). Human Rights Watch kritisiert die neue Überwachungsdimension. Denn in dieser Datenbank sammeln die Behörden in Xinjiang unzählige Informationen aus der Bevölkerung. Zum Beispiel die biologischen Daten einer Person, ihr Sozialverhalten, die religiöse Einstellung und ihre politische Position. Außerdem speichert die Plattform Bewegungsdaten, so Human Rights Watch. Dazu bestimmt die App Standorte von Telefonen, Fahrzeugen und Pässen. Im Auftrag von Human Rights Watch hat das Cybersecurity-Unternehmen Cure53 die IJOP-App rekonstruiert. Dadurch kann die NGO die Funktionen der Original-App besser nachvollziehen.

Wenzel Michalski - Direktor von Human Rights Watch Deutschland. Foto: HRW

Direktor von Human Rights Watch Deutschland. Foto: HRW
Es ist schon so sehr umfassend, dass die Menschen gar nicht mehr normal leben können. Selbst Exil-Uiguren haben Angst in Verbindung mit ihren Familien zu treten. Sie wissen gar nicht, ob ihre Eltern oder Geschwister überhaupt noch zuhause oder schon inhaftiert sind, weil es gefährlich ist, mit denen in Kontakt zu treten.Wenzel Michalski

Über die aktuelle Situation im Nordwesten von China und die Funktionsweise der Überwachungs-App spricht detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit Wenzel Michalski. Er ist Direktor von Human Rights Watch Deutschland.

Polizeiapp in Xinjiang 10:27

Redaktion: Sören Hinze

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen