Quereinsteiger, unbeschriebenes Blatt und Politikneuling – so wird Guiseppe Conte, bald neuer Ministerpräsident in Italien, in den Medien oft beschrieben. Und tatsächlich: Conte ist unerfahren auf dem Staatsparkett. Ein politisches Amt hat er bisher nie bekleidet. Dass er nun Ministerpräsident wird, verdankt er der Tatsache, dass die beiden Chefs der Koalitionsparteien im Streit um das Amt nicht einigen konnten.
Politischer Akteur oder Marionette?
Schließlich konnten Luigi Di Maio von der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung und Matteo Salvini von der populistischen Partei Lega doch einen gemeinsamen Weg finden: Dank des parteilosen Juradozenten Conte. Der war eigentlich für das Schattenkabinett der Fünf-Sterne-Partei als Reformminister eingeplant. Kritiker befürchten nun, dass der Jurist als Marionette dienen soll, während Di Maio und Salvini im Hintergrund die Fäden ziehen.
Conte erfüllt das Profil, für das die Fünf-Sterne-Bewegung steht. Das heißt, sie wollen keine erfahrenen Politiker. Sie wollen Leute aus der Wissenschaft, aus der Zivilgesellschaft, möglicherweise auch aus der Wirtschaft, die die Zukunft in diesem Land gestalten wollen. – Caroline Kanter, Leiterin des Italien-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella teilte womöglich diese Befürchtung. So sagte er im Vorfeld, er wünsche sich einen durchsetzungsstarken Regierungschef. Nach einem Gespräch mit Conte erteilte er diesem trotzdem den Auftrag, die Regierung zu bilden.
Conte ist umstritten
Aber auch aus anderen Gründen ist der designierte Ministerpräsident umstritten. So stand er im Verdacht, seinen Lebenslauf geschönt zu haben. Die Frage bleibt also: Was kann Italien von seinem neuen Ministerpräsident erwarten? Und wo steht dieser eigentlich politisch? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Caroline Kanter gesprochen. Sie ist als Leiterin des Italien-Büros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom nah dran am Geschehen.