Gegensätzliche Positionen im Fall Skripal
Der Fall des vergifteten ehemaligen russischen Agenten Sergej Skripal ist heute in Den Haag beraten worden. Der Kreml hatte die Sondersitzung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) einberufen. Ziel der russischen Seite ist es gewesen, in die Ermittlungen zu dem Fall eingebunden zu werden. Großbritannien hat eine gemeinsame Untersuchung des Falls jedoch abgelehnt. Auch die Bundesregierung kritisiert Russland und spricht von „Nebelkerzen“ sowie auf „weitere Erkenntnisse, die auf Russland als Urheber des Anschlags hindeuten“.
Herkunft des Giftes weiter unklar
Die Auswertung eines britischen Labors hat in dieser Woche nur bestätigen können, dass es sich bei dem verwendeten Mittel um das Nervengift „Nowitschok“ handelt. Unklar bleibt weiterhin die konkrete Herkunft des in Großbritannien gefundenen Kampstoffes. Als Hersteller kommen dabei wohl nur staatliche Labore infrage. Dass Nowitschok ein sowjetisches Gift ist, reicht vielen aber nicht als Beweis für eine russische Beteiligung.
Wenn das Gift VX gewesen wäre, wäre auch niemand auf die Idee gekommen zu sagen, das waren die Amerikaner, weil die das vor 40 Jahren entwickelt haben. – Jan van Aken, außenpolitischer Sprecher der Linkspartei und ehemaliger Waffenkontrolleur der UNO
Wegen der unbekannten Quelle des Kampfstoffes fordert die russische Regierung von Großbritannien eine Entschuldigung für die Vorwürfe. Gleichzeitig unterstellt der Kreml britischen und US-amerikanischen Geheimdiensten, sie selbst hätten das Attentat als Provokation zu verantworten.
Kann der Mordanschlag an Sergej Skripal und seiner Tochter Julia jemals aufgeklärt werden? Hat außer Russland ein anderes Land ein plausibles Motiv für diesen Mord? Das hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit dem Außenpolitikexperten der Linkspartei und ehemaligen UNO-Waffenkontrolleur Jan van Aken besprochen.
Redaktion: Patrick Ehrenberg