Eine andere Hymne?
Sollte man die Nationalhymne austauschen? Das fordert zumindest Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow: Seiner Meinung nach könnten sich viele Ostdeutsche nicht mit der aktuellen identifizieren. Bereits letztes Jahr hat Kristin Rose-Möhring, Gleichstellungsbeauftragte des Familienministeriums, vorgeschlagen, den Text der Nationalhymne gendergerecht umzuschreiben.
Problematische Geschichte
Tatsächlich war das „Lied der Deutschen“ in seiner Geschichte schon häufig Gegenstand von kontroversen Diskussionen. Erst 1922 zur Nationalhymne erklärt, ist das Lied bereits nach dem Zweiten Weltkrieg politisch problematisch. Denn auch die Nationalsozialisten verwenden es zusammen mit ihrem Parteilied. Auf Drängen des späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer wird schließlich die dritte Strophe des Liedes zur offiziellen Staatshymne der BRD erklärt.
Es wird argumentiert, dass unsere traditionelle Nationalhymne zu belastet sei, dass sie von der Geschichte zu stark mit bestimmten Assoziationen konnotiert ist, die es nötig machen, dass man eine andere Hymne wählt. – Dr. Helmut Loos, Professor für historische Musikwissenschaft.
Lied aller Deutschen?
Im Zuge der Wiedervereinigung entflammt die Debatte darüber, was eine angemessene gesamtdeutsche Hymne sein könnte, erneut. Die Kinderhymne von Bertholt Brecht kursiert zwischenzeitlich als Alternativvorschlag. Ebenso wird die Idee diskutiert, die Hymnen der BRD und der DDR miteinander zu verbinden. Am Ende bleibt es beim „Deutschlandlied“ – bis heute.
Über die Geschichte der deutschen Nationalhymne und möglichen Alternativen spricht detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit Helmut Loos. Er ist Professor für historische Musikwissenschaft an der Universität Leipzig.
Redaktion: Yannic Köhler