Proteste auf dem Balkan
In Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Albanien demonstrieren Menschen seit mehreren Monaten regelmäßig. Die Gründe unterscheiden sich von Land zu Land: In Albanien haben ursprünglich Studierende gegen zu hohe Studiengebühren protestiert. Jetzt fordern Oppositionsanhänger den Rücktritt ihres Ministerpräsidenten. In Serbien hatten die Demonstrationen nach einem Angriff auf den Oppositionsführer Borko Stefanovic begonnen. Seitdem gehen jeden Samstag Menschen für mehr Rechtsstaatlichkeit und Medienfreiheit auf die Straße. Und auch die Serben fordern den Rücktritt ihres Präsidenten. In Bosnien-Herzegowina war der ungeklärte Tod eines Studenten Auslöser für die Proteste gegen ihre Regierung. Und in Montenegro war es ein Video eines Geschäftsmannes, der dem Bürgermeister einen Umschlag mit 97.000 Euro überreicht.
#BalkanSpring – gibt es eine überregionale Bewegung?
Weil Menschen auf dem Balkan derzeit regelmäßig gleichzeitig auf die Straßen gehen, kursiert in den sozialen Medien der Hashtag #BalkanSpring. Trotzdem ist es umstritten, ob man von einer überregionalen Bewegung sprechen kann. Denn die Demonstrationen finden unabhängig voneinander statt.
Es sind ganz spezifische Ursachen und Gründe, weshalb die Menschen protestieren. Aber was mich wirklich fasziniert, ist diese starke Energie. Es ist sehr interessant, dass das keine populistischen Bewegungen sind. – Nenad Stefanov, Historiker mit Balkanschwerpunkt
Gleichzeitig verhandelt die EU mit den Westbalkanländern über einen möglichen EU-Beitritt. Dabei setzt sie auf die alten Machthaber. Denn die versprechen Stabilität und wollen die EU-Mitgliedschaft. Die EU hat bereits dazu aufgerufen, die Proteste in die Parlamente zu verlegen. Derzeit ist noch ungewiss, wohin die Demonstrationen führen.
Über die Proteste auf dem Balkan hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Nanad Stefanov von der Humboldt-Universität in Berlin gesprochen.
Redaktion: Maria Zahn