Über 1100 Tage hat Bradley Manning warten müssen. Am 29. Mai 2010 ist der Whistleblower verhaftet worden – der Grund: Weitergabe klassifizierter und dementsprechend geheimer Unterlagen, darunter hunderttausende Depeschen von US-Diplomaten und dokumentierte Gräueltaten der US-Armee.
Seit dem 29. Mai 2010 ist die Zahl der Anklagepunkte gewachsen. Nun hat ein Militärgericht in Florida verkündet, in welchen Manning schuldig ist und in welchen nicht. Zwar entgeht der 25-Jährige der Todesstrafe, die für den Punkt „Aiding the Enemy“ (dt.: Unterstützung des Feindes) drohte, dennoch kann sich Mannings Gefängnisstrafe auf über 100 Jahre und damit quasi lebenslänglich summieren.
Kritik an Haftbedingungen, Prozess und Urteil
Diese Entscheidung wird von vielen Seiten kritisiert – aber bereits zuvor war das Verhalten der US-Regierung im Fall Manning umstritten. 2011 sind Details der Haftbedingungen des Whistleblowers an die Öffentlichkeit gekommen. Manning verbrachte 23 Stunden in einer Zelle, ohne Bett, ohne Kissen, ohne Nachrichten, teilweise sogar ohne Kleidung.
Während des Prozesses gab es Berichte, dass die Sicherheitskräfte versucht hatten, anwesende Journalistem im Gerichtsaal einzuschüchtern. So befahlen sie den Berichterstattern beispielsweise, bestimmte Fenster zu schließen.
Dazu kritisieren viele Bürgerrechtsgruppen, dass der Prozess nicht fair abgelaufen sei. Das Urteil sei nicht nur für Wikileaks-Gründer Julian Assange ein „gefährlicher Präzedenzfall und Beispiel für staatlichem Sicherheitsextremismus“.
Christoph Dreyer von der internationalen Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen e.V. hat den Prozess eingeschätzt und erklärt, welche Folgen für investigative Journalisten drohen.
Wenn ein Staat (…) wie die USA (…) so entschlossen vorgeht, um Informationen aufzudecken und zu verfolgen, ist einfach zu befürchten, dass vor allem die Informanten kalte Füße bekommen. – Christoph Dreyer, Reporter ohne Grenzen