Erdem Günüz steht da. Der türkische Choreograf blickt an allen Menschen vorbei. Sein Fokus richtet sich einzig und allein auf eine am Atatürk-Kulturzentrum hängende Nationalflagge und auf das Porträt von Mustafa Kemal Atatürk, dem Staatsgründer der heutigen Türkei.
Viele Türken verehren Atatürk, trotzdem will die Regierung um Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan das nach ihm benannte Kulturzentrum abreißen.
Tausende Nachahmer
Erdem Günüz ist als „Duran Adam“ (deutsch: stehender Mann) zur Ikone der Proteste gegen die Politik Erdogans geworden. Tausende Menschen taten es Günüz gleich und haben schweigend ihren Unmut zum Ausdruck gemacht. Im Internet hat sich der #duranadam zu einem der meistbenutzten Hashtags entwickelt.
Die Polizei jedoch hat auf die Proteste genauso reagiert wie an den Tagen und Wochen zuvor – mit Gewalt. Mindestens 85 Menschen haben die Behörden festgenommen.
Wir haben mit Ove Sutter über den stillen Protest und die Faszination der Aktion Gündüz gesprochen. Er ist forscht am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien zu Protestformen
Das ist für mich die Performance des Jahres. – Ove Sutter, Universität Wien