Die Lage im Sudan schien eigentlich geklärt: Der Süden des Landes durfte im Januar über seine Unabhängigkeit abstimmen; Präsident Omar al-Baschir versprach, das Ergebnis anzuerkennen. Dann stimmten auch fast 99 Prozent der Wähler im Südsudan für eine Abspaltung – und al-Baschir hielt sein Versprechen.
Einen Haken hatte die Sache aber. In einer Region wurde nicht abgestimmt: Sie heißt Abyei, liegt auf der Trennlinie zwischen Nord- und Südsudan und wird jetzt von beiden Teilen des Landes beansprucht – denn dort sprudelt das Erdöl.
Das Referendum zur Unabhängigkeit konnte in Abyei nicht stattfinden, weil man sich dort nicht einigen konnte, ob das Nomadenvolk der Misseriya, das nur wenige Monate im Jahr in der Region ist, an der Wahl teilnehmen darf. Jetzt sind die Truppen von al-Baschir eingerückt und dem Land droht ein erneuter Bürgerkrieg.
Darüber haben wir mit Tobias Simon gesprochen. Er hat unter anderem für Amnesty International mit dem Schwerpunkt Sudan gearbeitet.
Im Interview erklärt er, warum er die Situation der Zivilbevölkerung als kritisch einschätzt und warum das Referendum in Abyei nicht stattgefunden hat.