Veralteter Brandschutz in Atomkraftwerken
Was würde eigentlich passieren, wenn es in einem Atomkraftwerk brennt? In der Theorie setzt dann ein Sicherungsmechanismus ein: Damit sich das Feuer nicht ausbreiten kann, wird es isoliert. Das wird mithilfe von Brandschutzklappen gewährleistet, die in einem solchen Fall automatisch schließen. Zusätzlich arbeiten die meisten Kraftwerke nach dem so genannten Redundanzprinzip. Fällt beispielsweise eine Pumpe aus, können drei andere Pumpen diesen Ausfall ausgleichen.
Nach einer gemeinsamen Recherche von Correctiv, RTL Nachtjournal und Mediapart greift dieses Redundanzprinzip allerdings nicht bei den Brandschutzklappen. Hier gebe es in den meisten Fällen nur eine. Außerdem sei diese Technik in vielen AKWs veraltet.
In diesen Lüftungsschächten wird dieses Redundanzprinzip eben nicht angewendet. Wenn also eine Klappe nicht zugeht, dann geht sie eben nicht zu und der Rauch zieht durch. Das kann laut Experten auch das Redundanzprinzip in anderen Bereichen außer Kraft setzten. – Frederik Richter von correctiv.org
Länderübergreifende Verantwortung
Das Team hat sich den Brandschutz in Atomkraftwerken in Frankreich, Deutschland und der Schweiz angeschaut. Die Recherche zeigt, dass die Betreiber der Atomkraftwerke großes Mitspracherecht haben, wenn es darum geht, bestimmte Grenzwerte festzulegen. Diese legen fest, wann einzelne Bauteile, wie zum Beispiel die Brandschutzklappen, nicht mehr brauchbar sind und ausgetauscht werden sollten.
Das Bundesumweltministerium weist Sicherheitslücken in Deutschland zurück. Für Frederik Richter steht aber fest, dass die Sicherheit der Atomkraftwerke keine nationale Frage ist.
Es ist eine europäische Frage. Angenommen, es kommt in Frankreich zu einem sehr sehr schweren Atomunfall, dann wäre ganz Europa betroffen. – Frederik Richter von correctiv.org
Über die Recherche zu Sicherheitslücken beim Brandschutz in europäischen Atomkraftwerken hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Frederik Richter von correctiv.org gesprochen.
Redaktion: Nora Auerbach