Play
Der neue Bundesfinanzminister Scholz (SPD) will die Politik seines Vorgängers fortsetzen, hat aber auch höhere Investitionen versprochen. Foto: | Didier Weemaels / Unsplash.com

detectiv | Justizspenden: ein umstrittenes System

90 Millionen für Vereine

Eingestellte Gerichtsverfahren bringen viel Geld. Die Richter können dieses Geld als Justizspende weiter verteilen. Eine Regelung, die den Richtern viel Freiheit einräumt, aber wenig Transparenz fordert. Das sorgt für Kritik.

Was sind Justizspenden?

Das Geld für Justizspenden kommt aus eingestellten Verfahren. Der Angeklagte zahlt, die Akte wird geschlossen. Wohin das Geld dann fließt, entscheidet der Richter: Entweder es kommt in die Staatskasse oder es geht an eine private Organisation.

Der zweite Fall ist wesentlich häufiger. Bei der Wahl der Organisation haben die Richter freie Hand. Das einzige Kriterium ist, dass sie gemeinnützig sein muss.

Viele Richter sagen, dass sie das Geld eigentlich straftatnah verteilen wollen. Also klaut jemand einen Beamer in der Schule, dann geht es vielleicht an einen Verein für Alphabetisierung. – Justus von Daniels, Correctiv

Vereinsvertreter als Lobbyisten?

Im Grunde ist die Idee der freien Verteilung eine gute Sache. Denn so geht Geld an die unterschiedlichsten Organisationen. Da aber fast alle Vereine gemeinnützig sind, ist die Konkurrenz groß. Viele Vereine bemühen sich deshalb um Kontakte zur Justiz, zum Beispiel mit exklusiven Veranstaltungen. Selbst von versuchter Bestechung berichtet Correctiv. Wofür sie die Gelder verwenden, müssen die Vereine nicht angeben.

Umstrittenes System

Aber auch die Richter nutzen ihre Freiheiten teilweise für eigene Zwecke.

Spendet ein Richter diese 4.000€ an einen Ruderclub […], dann wird eigentlich gar nicht genau geprüft, ist er da Mitglied oder seine Kinder oder ein Verwandter? Und da fand ich oder fanden wir, dass mehr Transparenz notwendig ist. – Justus von Daniels

Damit stößt das System der Justizspenden auf Kritik – auch in den eigenen Reihen. Die Neue Richterveinigung fordert mehr Transparenz darüber, wer an wen wie viel Geld zahlt. Das Recherchezentrum Correctiv hat bereits eine öffentliche Datenbank erstellt, in dem alle verfügbaren Justizspenden seit 2014 aufgelistet sind.

detectiv | Justizspenden an Vereine 07:35

Justus von Daniels - hat mit seinen Kollegen von correctiv.org eine Datenbank über Justizspenden zusammengestellt.

hat mit seinen Kollegen von correctiv.org eine Datenbank über Justizspenden zusammengestellt.
Wir haben auch Wirtschaftsvereine gefunden, wo eigentlich nur große Konzerne Mitglied sind, wo wir uns auch fragen, warum brauchen die jetzt eigentlich Spenden aus der Justiz?Justus von Daniels

Redaktion: Sophia Spyropoulos


Der Detectiv. Jede Woche. Eine Recherche.
Im Gespräch mit

Correctiv_Logo

Correctiv recherchiert gemeinnützig. Seit 2014.

Den Detectiv gibt es auch als Podcast
(u.a. Apple Podcasts und Spotify).

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen