In den meisten Berufsfeldern reichen fünf Jahre Tätigkeit und die Mindestrente ist gesichert. Das gilt selbst wenn man für das Naziregime gearbeitet hat, denn auch damals gab es schon eine Rentenversicherung. Davon profitieren unter anderem 18 Belgier, die als Freiwillige in der Waffen-SS gearbeitet haben sollen. Die Mitglieder der Einheit haben einen Rentenanspruch, weil sie nicht als Mitarbeiter der NSDAP gelten, sondern als Bedienstete des dritten Reiches. Dieser Fakt sorgt für Unverständnis.
Noch fragwürdiger ist die Rentenpolitik, weil viele ehemalige Zwangsarbeiter nur 50 Euro im Monat erhalten. Gerade mal ein Bruchteil der angeblichen SS-Rente, die mit 425 bis 1275 Euro wesentlich höher beziffert ist.
Belgier sagen Stopp!
Gegen den Umstand, dass eine Handvoll belgischer angeblicher SS-Mitglieder Rentengelder aus Deutschland bezieht, sprechen sich Mitglieder des belgischen Parlaments aus. Allen voran Olivier Maingain, Chef der Partei Démocrate Fédéraliste Indépendant. Er fordert einen Zahlungsstop der Bundesregierung an die 18 belgischen Staatsbürger.
Dem Bund sind jedoch die Hände gebunden. Rentenzahlungen sind nämlich Ländersache. Außerdem dementiert die Bundesregierung, dass die Rentenempfänger in der Waffen-SS gedient haben.
Rente für Waffen-SS-Mitglieder ist ein europäisches Problem
Was natürlich ganz wichtig ist, ist dass das nicht nur ein deutsch-belgisches Problem ist, sondern eine europäische Frage. Denn letztendlich sind alle Länder betroffen, aus denen Freiwillige in Wehrmacht und Waffen-SS kamen. – Dr. Christoph Brüll, Historiker an der Universität Luxemburg
Noch Mitte der 90er lebten zum Beispiel in Lettland bis zu 1.500 ehemalige Mitarbeiter der Waffen-SS mit Rentenanspruch. Offensichtlich sind die 18 Belgier nur ein kleiner Teil aller NS-Kollaborateure, die Rentengelder aus Deutschland bezogen haben oder immer noch beziehen.
Über die Rentenzahlungen an die angeblichen Kollaborateure hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Christoph Brüll gesprochen. Er ist Historiker an der Universität Luxemburg und forscht zu den deutsch-belgischen Beziehungen.
Redaktion: Jonas Junack