Neulinge im politischen Betrieb
Bis 1983 waren Union, SPD und FDP in Bonn unter sich. Mit den Grünen kam dann Bewegung in den etablierten Politikbetrieb. Dabei waren die Ausgangsbedingungen für die Neuen im Bundestag nicht die Besten: 27 Abgeordnete teilten sich zu Beginn zehn Arbeitszimmer. Mit einer neuen Partei hatte man einfach nicht gerechnet.
Doch auch die eigenen Mitglieder machten es ihren Parlamentariern nicht leicht. Misstrauen gegenüber den führenden Repräsentanten und dem parlamentarischen System führte zu Regelungen wie dem Rotationsprinzip: Zwei Abgeordnete sollten sich ein Mandat teilen und jeweils nur zwei Jahre im Bundestag tätig sein. Diese und andere Bestimmungen erwiesen sich in der politischen Realität schnell als unbrauchbar.
Von der Protestpartei zur Regierungspartei
Ähnlich wie die Piratenpartei heute, stellten sie die demokratische Praxis fundamental in Frage – auch ohne sich untereinander auf Antworten einigen zu können. Die grünen Aktivisten der Anfangstage haben ihre Zukunft in einer „Anti-Parteien-Partei“ gesehen. Heute bekennen sich die Mitglieder der Grünen zur Rolle einer professionellen Oppositionspartei mit Regierungserfahrung.
Günter Bannas verfolgt die Entwicklung der Partei als Politikredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seit drei Jahrzehnten. Mit ihm haben wir über die Grünen von einst gesprochen und nachgefragt, was aus ihnen geworden ist.