Die Wirtschaft in der kurdischen Region im Nordirak boomt. Es werden Shoppingmalls, Hochhäuser und Flughäfen gebaut. Zudem hat sich Kurdistan-Irak seit der Einführung der irakischen Verfassung von 2005 Schritt für Schritt autonome Rechte erkämpft. So verfügen sie mittlerweile über eine eigene Armee, wählen unabhängig vom Zentralirak das Parlament und vergeben immer häufiger ohne Beteiligung Bagdads Förderlizenzen für Öl.
Ein de-facto kurdischer Staat
Die Nachbarländer Türkei, Iran, Syrien und der Zentralirak sehen die Entwicklung der Kurden skeptisch.
Iraks Hauptstadt Bagdad ist mit eigenen Problemen beschäftigt: Der sunnitisch-schiitische Konflikt fordert täglich Todesopfer und im Westen Iraks liefert sich die Regierungsarmee gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Terrororganisation al-Quaida.
Profitieren die Kurden von der fragilen Situation?
Einige Beobachter halten sogar eine Unabhängigkeit Kurdistan-Iraks für wahrscheinlich. Streitpunkte mit der Regierung in Bagdad gibt es und gleichzeitig wächst die wirtschaftliche Bedeutung und damit auch das politische Gewicht der Kurden in der Region. Über die neue Rolle der Kurden und die aktuelle Situation haben wir mit Udo Steinbach gesprochen. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Nahen Osten und lehrt an der Humboldt Viadrina School of Governance.