Die kurdische Stadt Kobane an der türkisch-syrischen Grenze kannte bis vor wenigen Wochen kaum jemand. Doch mittlerweile schaut die Welt auf die Stadt, in der sich kurdische Kämpfer und Verbände der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gegenüber stehen.
Unter amerikanischer Führung werden Luftangriffe gegen den IS geflogen, doch die türkischen Panzer nördlich der Stadt greifen nicht aktiv in die Kämpfe ein. Auch wenn die Türkei das behauptet: rein faktisch ist ihre Haltung gegenüber den Kriegsparteien nicht neutral.
So blockiert die Regierung Erdoğan bislang die Einrichtung eines Korridors zur Versorgung und Unterstützung der kurdischen Kämpfer, während die Grenze für IS-Kämpfer durchlässig ist. Die während des syrischen Bürgerkrieges etablierte kurdische Selbstverwaltung ist unter den Augen der Weltöffentlichkeit weitestgehend auf sich selbst gestellt, wenn es um Nachschub und Unterstützung auf dem Landweg geht.
Kobane: Verschärft sich der Kurdenkonflikt noch?
In den kurdischen Gebieten der Türkei regt sich immer schärferer Protest gegenüber der Haltung Ankaras. Die Demonstrationen werden mit Gewalt aufgelöst, inzwischen sind bei den Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht Dutzende Kurden getötet worden. Sollte Kobane an den Islamischen Staat fallen, droht ein noch stärkeres Auflodern des innertürkischen Kurdenkonflikts.
Welche Gründe gibt es für die Haltung der türkischen Regierung und wie wird der Konflikt in der türkischen Öffentlichkeit diskutiert? Darüber sprechen wir mit Maximilian Popp, der für den Spiegel regelmäßig aus der Türkei berichtet.