In dieser Folge der „DOK Diaries“ sprechen Christian Eichler und Malte Springer über diese Filme:
Liarmonds
Regisseurin Chloé Mazlo, selbst Tochter eines Diamantenschleifers, erzählt in ihrem animierten Kurzfilm von der mythologischen Herkunft der glitzernden Steine. Doch dann kommt der Mensch ins Spiel: Aus der Art und Weise, wie wir Diamanten selektieren, kategorisieren und perfektionieren erschafft Mazlo mit eindrücklichen Bildern eine Metapher unserer Gesellschaft.
Das Kongo Tribunal
Im wohl ambitioniertesten Dokumentarfilmprojekt des Jahres ruft Künstler Milo Rau das Kongo Tribunal ins Leben. In einer inszenierten „Gerichtsverhandlung“ lässt er die einige Bewohner des Kongos zu Wort kommen – die weder Politik, Polizei noch die UN zu schützen vermag – und schafft so mit künstlerischen Mitteln eine Form der Gerechtigkeit. Gefangen zwischen finanziellen Interessen multinationaler Bergbaukonglomerate auf der einen und einem künstlich geschürten Bürgerkrieg auf der anderen Seite zeigt „Das Kongo Tribunal“ eindrücklich die Verwobenheit und das Ausmaß der Oppression.
Clean Hands
Nicht jeder Film muss mit Vielschichtigkeit und einem ausgeklügelten Spannungsbogen aufwarten. Bei „Clean Hands“ von Lauren DeFilippo ist das Setup schon die Punchline: Was passiert, wenn man eine Kirche mit einem Autokino kreuzt? In einer Drive-in-Kirche in Daytona Beach, Florida, bekommt man die Predigt via Radio und das Blut Christi im Plastikbecher. Ein gemeinschaftliches Hupkonzert als „Amen“-Ersatz beendet den heiligen Kirchengang. Heraus kommt ein so lustig-absurder wie pointierter Einblick in die amerikanische Psyche.
Vertraut
Regisseur Massih Parsaei von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf stellt in seinem Kurzfilm drei Szenarien des absoluten Vertrauens nebeneinander. Zwei sind klassisch: Die Beziehung von Mensch zu Gott; die Verbindung von Kind und Elternteil. Das dritte Szenario, das erst nur angedeutet und schließlich als Herzstück des Kurzfilms offenbart wird, zeigt in expliziten Bildern eine SM-Partnerschaft. Ob der Film dabei normalisiert oder schockiert liegt wie so oft im Auge des Betrachters.
Nach der Zukunft
Der Filmemacher Andre Krummel begleitet in „Nach der Zukunft“ Ortwin Passon. Ortwin ist HIV-positiv und hat trotzdem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das nennt man „Barebacking“. Diese umstrittene Praixs untersucht Passon in seiner Dissertation, die er jedoch mittlerweile wieder aufgegeben hat. Nebenbei arbeitet er für das Technische Hilfswerk. Andre Krummel zeichnet ein einfühlsames Portrait mit vielen offenen Fragen.
detektor.fm-Moderator Christian Eichler trifft sich während des DOK Leipzig jeden Morgen mit Malte Springer von der Schaubühne Lindenfels auf einen Kaffee. In den „DOK Diaries“ besprechen sie die Filme, die sie auf dem DOK Leipzig gesehen haben. Wer mehr von den beiden hören will, kann das in ihrem wöchentlichen Film-Podcast „Pengcast“.