Die FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) beherrscht seit 1994 ein Gebiet im Osten des Kongos. Von dort aus kämpfen sie seit 20 Jahren gegen das Regime in Uganda. In dem unzugänglichen Gebiet haben sie eine Art Parallelstaat aufgebaut. Dessen Präsident Ignace Murwanashyaka steht derzeit in Deutschland wegen Kriegsverbrechen vor Gericht.
Das Ultimatum ist abgelaufen
Am 2. Januar ließ die FDLR ein sechsmonatiges Ultimatum zur freiwilligen Entwaffnung verstreichen. Jetzt will die UN dem Einfluss der FDLR im Kongo eine Ende setzen.
Der Deutsche Martin Kobler leitet die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo MONUSCO seit zwei Jahren. Er soll alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, die FDLR zu entwaffnen. Das bedeutet: seine Soldaten ziehen in den Krieg. Zwar sind bis jetzt noch keine Schüsse gefallen, doch die Vorbereitungen laufen. Kritiker halten eine militärische Lösung des Konfliktes jedoch für schwierig.
Blauhelme als Angriffstruppe
Dass die UN in der Demokratischen Republik Kongo offensiv in Kämpfe eingreift, ist nicht das erste Mal. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Einheiten der UN-Interventionsbrigade Angriffe gegen Rebellen der M23 geführt. Damals konnte der Zusammenschluss aus den kongolesischen Streitkräften und UN-Truppen die Rebellengruppe zerschlagen. Die 3.000 Mann starke Eingreiftruppe könnte die Rolle der UN-Soldaten in der Welt maßgeblich wandeln. Hat sie Erfolg, könnten in Zukunft auch Kampfeinsätze in anderen Konfliktgebieten möglich sein.
Riskantes Spiel
Doch bei der UN ist man vorsichtig. Werden die UN-Truppen als Kriegsteilnehmer wahrgenommen, verliert die UN ihre Neutralität und wird legitimes Ziel von Angriffen. Dann könnte es nicht nur für Blauhelmsoldaten gefährlich werden, sondern auch für zivile Organisationen, die mit der UN zusammenarbeiten.
Doch das ist nicht alles: werden bei den Angriffen Zivilisten getötet, drohen die Blauhelmsoldaten international an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Schaden wäre kaum wieder gutzumachen.
Über den Kampfeinsatz der UN-Truppen in der Demokratischen Republik Kongo und die möglichen Folgen für zukünftige UN-Missionen hat detektor.fm- Moderator Alexander Hertel mit Simone Schlindwein gesprochen. Sie ist Auslandkorrespondentin der taz und berichtet aus Uganda, Ruanda, Burundi, DR Kongo und dem Südsudan. Derzeit ist sie im Ostkongo unterwegs.
Redaktion: Andreas Schmaltz