Stellen Sie sich vor, in Deutschland würden alle ehrenamlich Engagierten ihre Arbeit niederlegen. Wie sähe so eine Gesellschaft aus? Es gäbe keine Sportvereine, keine Elternbeiräte und auch keine freiwilligen Feuerwehren mehr.
Fast jeder Dritte engagiert sich in Deutschland ehrenamtlich. Doch ist Engagement auch ein Ausdruck für einen bestimmten Lebensstil? Es sind eher berufstätige Menschen, die sich außerhalb ihres Jobs gesellschaftlich engagieren und somit für manche zu Alltags-Helden werden.
Was Menschen zu ehrenamtlicher Arbeit motiviert, und ob der Eindruck vielleicht täuscht, dass sich junge Menschen nicht mehr für ihre Gesellschaft engagieren, darüber sprechen wir dem Soziologen Joachim Winkler von der Hochschule Wismar.
Ehrenamtliche Tätigkeit ist eine private Tätigkeit, aber sie ist immer bezogen auf das Gemeinwohl, immer bezogen auf die Gesellschaft. – Joachim Winkler
Für den Soziologen Stefan Selke wird ehrenamtliche Hilfe dann zum Problem, wenn sie Bereiche der Gesellschaft ausfüllt, die eigentlich durch den Sozialstaat abgesichert sein sollten.
Vor allem die so genannten „Tafeln“ seien ein Zeichen dafür, dass der Staat nicht mehr in der Lage ist für das soziokulturelle Minimum seiner Bürger zu sorgen. So verlagere sich die Verantworlichkeit von der Politik in die Gesellschaft.
Welche Kritikpunkte Stefan Selke zur Instrumentalisierung des Ehrenamts noch hat, erklärt er im Gespräch bei detekor.fm.
Prinzipiell ist das Ehrenamt nicht schlecht. Jedoch seine Instrumentalisierung. – Stefan Selke