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Ein Jahr ist es her, dass sich Emmanuel Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen durchgesetzt hat. Doch seit seinem Einzug in den Élysée-Palast weht ihm ein starker Wind entgegen. Proteste und Streiks sind an der Tagesordnung. Erst kürzlich hat der Ausstand der staatlichen Bahngesellschaft SNCF das Land lahmgelegt.
Im Eiltempo will er das Land umbauen. Die SNCF steht dabei ebenso auf seinem Reformplan wie das Bildungssystem, die Arbeitsgesetze oder das Zuwanderungsrecht. Bei vielen Franzosen stößt dieser Reformeifer des Präsidenten auf Gegegnwehr. Macrons Eile hat allerdings durchaus einen Grund: Seine Wiederwahl.
Man sagt immer: Reformen, die ein Politiker im ersten Jahr seiner Amtszeit nicht geschafft hat, die schafft er dann auch im Rest der Legislaturperiode nicht. Wenn er schon heute auf seine Wiederwahl in vier Jahren abzielt, dann muss er die Reformen jetzt auf den Weg bringen, um die Früchte der Reformen rechtzeitig ernten zu können. – Ronja Kempin, Stiftung Wissenschaft und Politik
Macron – ein ausgekochtes Schlitzohr?
Die Meinungen über Emmanuel Macrons erstes Amtsjahr gehen nicht nur in der Presse weit auseinander. Manche sehen ihn als Sonnenkönig, andere meinen in ihm die politische Raffinesse eines Charles de Gaulle zu erkennen. Seine Auftritte bei US-Präsident Trump oder Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstreichen sein diplomatisches Geschick.
Und sie beweisen, dass er vor allem ein Gespühr für PR in eigener Sache hat. Der große Auftritt vor dem Louvre am Tag seines Wahlsieges bleiben im Gedächtnis. Ob Emmanuel Macron allerdings in vier Jahren erneut vor der berühmten Glaspyramide seine Siegesrede halten kann, ist ungewiss. Es wird auch davon abhängen, ob er die Proteste gegen seine Reformen besänftigen kann.
Wie Macron die Wahl gewinnen konnte und wohin sie ihn und Frankreich führen wird, darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Ronja Kempin von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Redaktion: Patrick Ehrenberg