Zypern: 40 Jahre geteilt
Die politische Teilung Zyperns besteht seit 1974. Die Ursprünge gehen aber auf die Politik der britischen Kolonialherrscher zurück. Die Briten trennten türkischstämmige und griechischstämmige Zyprer im öffentlichen Leben voneinander. Diese Spaltung hält bis heute an und hat zahlreiche Todesopfer gefordert.
Heute ist der Norden türkisch dominiert, der Süden griechisch. Der Süden Zyperns ist als Republik Zypern international anerkannt und Mitglied der Europäischen Union. Mit diesem Zustand hat sich die internationale Gemeinschaft arrangiert. So ist der Status der Insel heute politisch zwar unklar, aber stabil.
Karte: Politische Zonen auf Zypern
Neue Verhandlungen
Nach einem gescheiterten Referendum im Jahr 2004 kamen die Verhandlungen zum Erliegen. Aktuelle Entwicklungen machen den Zypresen jetzt aber wieder Hoffnung. Im letzten Jahr wählte die türkische Bevölkerungsgruppe den Liberalen Mustafa Akıncı zu ihrem Präsidenten. Noch am Abend seiner Wahl soll er den Präsidenten des griechischen Inselteils angerufen haben – ein Novum.
Akıncı und der Regierungschef der griechischen Zyprer, Nikos Anastasiadis, haben eine neue Phase der Verhandlungen eingeleitet. Beide Politiker sind gemäßigt und stehen einer Lösung des Konflikts offen gegenüber. Die groben Umrisse der Einigung sind schon klar. Norden und Süden wollen als unabhängige Staaten weiterexistieren, aber eine Föderation mit einem gemeinsamen Parlament und einer gemeinsamen Außenvertretung gründen.
Zypern: „Noch in diesem Jahr umfassende Einigung angestrebt“#Zypern #EUhttps://t.co/nIAbi58HTR
— Die Nachrichten (@DLFNachrichten) 15. Mai 2016
Lösung zum Greifen nah
Das sei eine historische Chance, sagt Zypern-Kenner Hubert Faustmann. Erstmals seien alle Beteiligten – Nordzyprer, Südzyprer, Griechenland und die Türkei – an einer konstruktiven Lösung interessiert. Wenn alles gut läuft, könnte Zypern schon Ende diesen Jahres wiedervereinigt sein – wenn die politische Situation in der Türkei stabil bleibt.
Umso länger kein Durchbruch gelingt, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass man dieses Problem lösen kann. – Hubert Faustmann über die aktuellen Verhandlungen auf Zypern
Was muss getan werden, damit türkische und griechische Zyprer wieder zueinanderfinden? Und welche Rolle spielt der türkische Präsident Erdogan in den aktuellen Verhandlungen? detektor.fm-Moderatorin Anke Werner hat mit dem Politikwissenschaftler Hubert Faustmann gesprochen, der das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung auf Zypern leitet.