Wo sind die jungen Leute?
„Ich finde es nicht gut, dass wir seit dreißig Jahren nur die gleichen Leute in der Politik sehen“ – Michal Kořan sagt das mit einem Lächeln. Der stellvertretende Leiter des Aspen Institute Central Europe ist unzufrieden mit der politischen Lage in der Region. Die Regierungen Mitteleuropas seien zu alt und hätten schlichtweg den Anschluss verloren. Trotzdem ist er zuversichtlich. Und das, obwohl die Hoffnung auf politischen Nachwuchs gering ist. „Junge Menschen interessieren sich nicht für Politik. Sie hat ihnen nichts zu bieten“. Das ist für Michal Kořan allerdings kein Grund zur Verzweiflung – im Gegenteil.
Mehr Young Leaders
Am Aspen Institute betreut Kořan das Young Leaders Program. Dort treffen junge Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammen – IT, Kunst und Kultur, Wirtschaft oder Zivilgesellschaft. „Wir wollen Menschen unterstützen, die ein Start-Up oder eine NGO gegründet haben, und die jetzt auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind“.
Dabei möchte Michal Kořan ihnen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Doch, um zu Young Leaders zu werden, bräuchte es vor allem die richtige Einstellung.
Wir haben drei Ziele: Die Debatte um Werte ständig zu aktualisieren, immer neue Ideen zu finden und drittens, das gemeinsam mit den jungen Leuten zu schaffen. – Michal Kořan
Kreativer, energetischer, optimistischer
Michal Kořan glaubt, dass es einen Wandel in der Politik geben wird. Es könne sein, dass demokratische Institutionen wie Parteien oder Wahlzyklen irgendwann an Bedeutung verlieren. Sollte es dazu kommen, würden sich mehr und mehr junge Leute einbringen, um die Gesellschaft zu gestalten. Dabei hofft Kořan vor allem auf kreative Leute aus der IT-Branche.
Diese Menschen haben mehr Energie. Außerdem sehen sie die Zukunft viel positiver als die Politik. Die Frage wird sein, wie man die Energie und Kreativität auf den Bereich der Politik überträgt. – Michal Kořan
Wie können Young Leaders Europa verändern? detektor.fm-Reporter Lars-Hendrik Setz hat in Prag nachgefragt.