Smartphone, ein Luxusartikel?
Das immer häufiger Flüchtlinge mit Smartphone zu sehen sind, wundert viele. Vor allem wenn sie davon ausgehen, dass sich Flüchtlinge kein modernes Handy leisten können. Falsch gedacht. Häufig migrieren nicht die Ärmsten der Armen, sondern die Angehörigen der Mittelschicht. Diese Menschen können sich Smartphones leisten und wissen auch damit umzugehen.
Darin spiegelt sich ein mangelnder Zugang der Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu der Realität der Migranten wieder. Und in der Regel zeugt es vielleicht sogar auch von einem schlecht verkleideten sozialen Neid. – Vassilis Tsianos, Migrationsforscher an der Universität Hamburg
Besonders wichtig für die Flucht
Smartphones sind für Flüchtlinge enorm wichtig. Die Geräte sind mit GPS ausgestattet und helfen bei der Orientierung auf der Flucht. Sie sind wichtig für die Kommunikation mit Angehörigen, ersetzen die Bankfiliale und sind notfalls auch eine Geldquelle. Denn Smartphones können in Geld umgewandelt, verliehen oder als Pfand für einen Teil der Reise hinterlegt werden.
Ein Problem ist jedoch, dass die Smartphones häufig an den Grenzen abgenommen werden. Eigentlich sollen die Geräte und persönlichen Gegenstände zurückgegeben werden, sobald geklärt wurde, dass es sich nicht um Straftäter handelt. Doch in der Praxis sieht es oft anders aus. Die Wertsachen werden als eine Art Kopfgeld einbehalten.
Das Smartphone ist für die Flüchtlinge wie eine goldenen Uhr tragen, die man im Zweifelsfall auch verkaufen kann. – Vassilis Tsianos, Migrationsforscher an der Universität Hamburg
detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller hat mit Vassilis Tsianos darüber gesprochen, warum Flüchtlinge Smartphones benutzen und sie sogar brauchen. Er ist Migrationsforscher an der Universität Hamburg.
Redaktion: Nasti Neher