Weniger Innovationen in allen Disziplinen
Das Farbfernsehen, Penicillin und die Quantenphysik: Alles bahnbrechende Innovationen — also Erfindungen beziehungsweise Entdeckungen — aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seitdem geht der Trend zurück. Das hat ein Forschungsteam rund um den Soziologen Russel Funk herausgefunden, das 45 Millionen Fachartikel und 3,9 Millionen Patente untersucht hat. Demnach hat die Wissenschaft zwischen 1945 und 2010 in allen wissenschaftlichen Disziplinen weniger Bahnbrechendes herausgefunden als zuvor. Stattdessen wurde in den untersuchten Artikeln häufiger bestätigt, was schon bekannt gewesen ist.
Mehr Zeit für Forschung
Das ist aber nicht unbedingt ein Problem. Es lässt sich zum Beispiel damit erklären, dass Bahnbrechendes gar nicht so einfach zu finden ist. Die Wissenschaft konnte lange Zeit sogenannte „low hanging fruits“ ernten und die Spezialisierung vorantreiben. Jetzt muss sie einen größeren Aufwand betreiben, um zu neuen Erkenntnissen zu kommen.
Andererseits ist der Druck in der wissenschaftlichen Community mittlerweile höher geworden, immer mehr zu publizieren. Die einzelnen Forscherinnen und Forscher haben dann weniger Zeit, um sich auf die Arbeit zu konzentrieren, bei der vielleicht im Vorhinein noch gar nicht klar ist, was sie herausfinden werden.
Über die immer seltener werdenden Innovationen in der Wissenschaft hat detektor.fm-Redakteurin Esther Stephan im neuen Forschungsquartett ausführlich mit dem Wissenschaftshistoriker Helmuth Trischler gesprochen. Er leitet den Bereich Forschung im Deutschen Museum in München.