Das „wissenschaftliche Gewissen“ der Politik
Das Finanzministerium ist ein Teil der Bundesregierung und kümmert sich um eine Vielfalt an Aufgaben. Dazu zählen Themen wie öffentliche Finanzen, Steuern, die Gestaltung der europäischen Finanzpolitik oder der Zoll.
Wo kein Einblick ist, da gibt’s keine öffentliche Kontrolle, da gibt’s keine Diskussion. – Arne Semsrott, Projektleiter bei FragdenStaat
Das Finanzministerium wird von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser setzt sich aus 34 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die in regelmäßigen Sitzungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Bundesfinanzministerium bezeichnet den Beirat als „wissenschaftliches Gewissen der Politik.“
Finanzministerium muss transparenter werden
Was genau in den Sitzungen besprochen wird und wie sich das Ministerium positioniert – weiß bisher niemand so genau. Der Ablauf der Sitzungen wird bisher geheim gehalten. Die Informationsplattform FragdenStaat hat Einsicht in die Protokolle angefragt – und wurde abgewiesen.
Grund für die Abweisung ist eine Geheimhaltungsklausel des Ministeriums, die erst kürzlich in Kraft getreten ist. Diese sollte die Protokolle vor möglichen Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) schützen. Dagegen hat FragdenStaat Klage eingereicht – und Recht bekommen.
Am 4. Juli hat das Bundesverwaltungsgericht Berlin beschlossen: Das Finanzministerium muss die Unterlagen der Sitzungen öffentlich machen. Mit eingeschlossen sind alle Protokolle der letzten 20 Jahre.
Weiterhin geheim: Die Teilnehmerlisten
Von der Herausgabepflicht ausgenommen sind die Teilnehmerlisten der Sitzungen. Diese bleiben weiterhin verborgen, aus Datenschutzgründen. Als weitere Gründe wird die Bewahrung behördlicher Beratungen und der öffentlichen Sicherheit genannt.
Über die Klage gegen das Finanzministerium spricht detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüwing mit Arne Semsrott von FragDenStaat.
Redaktion: Leora Koch