Mélenchon: Widerständiges Frankreich?
Lediglich zwei Wochen vor der ersten Wahlrunde in Frankreich verschieben sich die Umfragewerte der Kandidaten. Nun ist jemand Neu in den Top Drei gelandet: laut einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage hat es Jean-Luc Mélenchon geschafft. Dabei ist der Linksaußen-Kandidat schon lange in Frankreichs Politiklandschaft zu Hause. Und mit seinem unkonventionellen Wahlkampf, vermehrt auch über soziale Netzwerke, und seinem Grundsatzpapier La France insoumise („Das widerständige Frankreich“) positioniert er sich „gegen das Establishment“.
Es ist ein grundsätzlich oppositionelles Programm, das in Frankreich wirklich kaum einen Stein auf dem anderen lassen will. – Dr. Stefan Seidendorf, Deutsch-Französisches Institut Ludwigsburg
Laut der aktuellen Umfrage des Forschungsinstitutes Kantar Sofres liegt Mélenchon bei 18 Prozent. Damit liegt er nun vor dem Konservativen François Fillon. Doch die höchsten Umfragewerte haben nach wie vor Marine Le Pen und der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron.
Gemäßigt verliert
Mit seinem eher populistischen Kurs, der ihn mit Le Pen verbindet, greift auch Mélenchon die europäische Union an. Allerdings steht er inhaltlich genau auf der gegenüberliegenden Seite. Seine Politikkarriere begann er in der sozialistischen Partei, und bis heute lehnt er die Verfassung der fünften Republik ab. Damit betreibt er eine Art milieuübergreifende Sammelpolitik.
Das sind Menschen, die nach einer Alternative suchen. Sie sind aber eben nicht so rückwärtsgewandt wie die andere radikale Alternative um Marine Le Pen. – Dr. Stefan Seidendorf
Im Kontext betrachtet
Trotz seines Popularitätsgewinns muss Mélenchon genau wie Fillon in der ersten Wahlrunde am 23. April 2017 auf eine Überraschung durch unentschlossene Wähler hoffen.
Was Mélenchon ausmacht und wohin sein politischer Kurs führt, hat Dr. Stefan Seidendorf vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler erläutert.
Redaktion: Bernadette Huber