Frankreich-Wahl: En Marche!
Als Nicolas Sarkozy 2012 auf Facebook angekündigt hat, erneut für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, ist das für ihn ein Novum gewesen. Fünf Jahre später sieht das im französischen Wahlkampf anders aus. Facebook, Twitter und YouTube haben eine größere Rolle gespielt als je zuvor. Aber welche Rolle genau?
Weniger Diskutierer
Karolina Koc-Michalska ist Professorin an der Audienza Business School in Paris und analysiert mit ihren Kollegen seit 2007, wie sich die Franzosen vor Wahlen in den sozialen Netzwerken verhalten. Auf Facebook ist auch hier ein Trend zur Filterblase zu beobachten. Also das Phänomen, dass Nutzer immer nur die Inhalte angezeigt bekommen, mit denen sie sich sowieso schon identifizieren.
Dabei unterscheidet man drei User-Profile. Der Internet-User, der immer nur liket. Menschen, die viel liken aber auch kommentieren und dem Profil von Politikern folgen. Und Diskutierer, die keinem Profil folgen, nichts liken oder teilen, sondern stattdessen einfach auf die Profile der Politiker schauen, um dort ihre Meinung zu äußern. – Klara Fröhlich
Das Interessante? Bei der Wahl vor fünf Jahren fielen noch viele Franzosen in die dritte Kategorie: Sie diskutierten auf den Profilen unterschiedlicher Kandidaten. Heutzutage gehören mehr der zweiten Gruppe an: Sie unterstützen einen Kandidaten, ohne sich über die anderen zu informieren und landen damit in einer Filterblase.
An sechs Orten gleichzeitig
Doch nicht nur auf Facebook haben die Kandidaten Wahlkampf betrieben. Auf YouTube hat ein Video des Linksaußen-Kandidaten Jean-Luc Mélenchon fast 500.000 Klicks, in dem er sich als Hologramm in sechs verschiedene französische Städte projizieren lässt und das gleichzeitig.
Überhaupt ist YouTube in Frankreich sehr beliebt: 28 Millionen Franzosen besuchen die Plattform im Monat. Dabei spielt auch dort der Algorithmus die Musik. Denn auch YouTube passt seine Vorschläge an die vorherigen Klicks des Nutzers an. Dabei sind drei Kandidaten häufiger angezeigt worden als alle anderen: Jean-Luc Mélenchon, Marine Le Pen und der relativ unbekannte François Asselineau.
Warum YouTube gerade diese Kandidaten favorisiert und welche Rolle soziale Netzwerke noch für die Wahl in Frankreich gespielt haben, hat detektor.fm-Redakteurin Klara Fröhlich in Paris untersucht.