Irritiert und besorgt schaut Israel dieser Tage auf die Geschehnisse im Umland. Nachdem das jüngste Versöhnungsabkommen zwischen der radikal-islamischen Hamas und der gemäßigten Fatah die israelische Regierung in Aufruhr versetzte, droht nun ein neuer Risikofaktor. Am Samstag hat Ägypten – nach vier Jahren Blockade – seinen Grenzübergang in den Gazastreifen geöffnet. Israelische Regierungsmitglieder befürchten nun, dass Waffen und Terroristen ungehindert nach Gaza gelangen können. Das war bislang nur durch ein gut ausgebautes Tunnelnetz möglich. Israel befürchtet, das könnte die radikalen Kräfte noch verstärken – zurecht? Und welche Rolle spielt die neue ägyptische Regierung, die die Umwälzungen im Nahen Osten vorantreibt?
Das haben wir Dr. Stephan Roll von der Stiftung Wissenschaft und Politik gefragt. Er ist Experte für ägyptische Außenpolitik und beschäftigt sich in einer Forschungsgruppe der Stiftung mit dem Nahen und Mittleren Osten. Im Interview erklärt er, wieso die Grenzöffnung keine sicherheitspolitische Bedrohung für Israel bedeutet und inwiefern Ägypten unter der neuen Regierung die Rolle eines pragmatischen Vermittlers einnehmen kann.