Norwegen gedenkt den Opfern
Mahnmal oder Heldenstätte für einen Terroristen? Die Norweger streiten derzeit über eine Ausstellung zu den Anschlägen in Oslo und Utøya vor vier Jahren.
Damals tötete der Rechtsextreme Anders Breivik 77 Menschen. Dabei erschoss er zahlreiche Kinder und Jugendliche, die an einem Sommerlager der norwegischen Arbeiterpartei auf der Insel Utøya teilgenommen hatten. „Sie werden nicht vergessen, wir erinnern uns in Liebe an sie“, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg in Oslo.
Breivik wurde im Jahr 2012 zu 21 Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Streit um Breivik-Ausstellung
Vielen Norwegern ist die Ausstellung zu viel. „Ein Breivik-Museum im Regierungsviertel? – Nein, danke!“, twitterte John Christian Elden, einer der Anwälte der Nebenklage im Prozess gegen Breivik.
Die Ausstellung zeigt Gegenstände, die Breivik bei seinen Anschlägen verwendet hatte – beispielsweise einen falschen Pass und eine Polizeimarke, mit der sich Breivik als Polizist tarnte. Hinzu kommen die Übereste des Autos, in dem er die Bombe in Oslo platziert hatte, sowie ein Koffer mit seiner Ausrüstung.
Kritiker der Ausstellung fürchten, sie könnte zur Kultstätte für Rechtsextremisten werden, während Befürworter sie als Mittel zur Auseinandersetzung mit der schmerzhaften Vergangenheit betrachten.
Die Problematik des Gedenkens
Der Umgang mit dem Gedänken ist ein Dilemma für Norwegen. Doch wie den Weg zu einer Gedenkkultur finden die nicht spaltet, sondern die Menschen eint? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Rikola-Gunnar Lüttgenau gesprochen. Er ist stellvertretender Stiftungsdirektor der Gedenkstätte Buchenwald.
Redaktion: Carsten Jänicke