Die Demokratie ist in Gefahr
Yascha Mounk ist besorgt, wenn es um den Zustand der Demokratie geht. Denn innerhalb kürzester Zeit hat ein neuer Politikertypus weltweit an Zuspruch gewonnen: der Populist. Doch obwohl er eine Gefahr für die Demokratie darstellt, ist er kein offener Feind derselben.
Im Gegenteil: Eine der Kernforderungen populistischer Politker ist die nach mehr direkter Demokratie. Ihrer Ansicht nach regiert eine korrupte Elite das Land, die den Volkswillen nicht repräsentiert. Die Populisten versprechen hingegen, dass sie allein für das ganze Volk sprechen.
In Europa hatten Populisten im Jahr 2000 durchschnittlich ungefähr 8 Prozent der Stimmen. Mittlerweile haben sie ungefähr 26 Prozent. – Yascha Mounk, Politikwissenschaftler
Eine illiberale Gesellschaft
Doch in unseren Gesellschaften kann der Wille der Mehrheit nicht alles entscheiden. Nur weil viele es wollen, werden manche Dinge trotzdem nicht durchgesetzt. Beispielsweise wäre es gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, wenn wir Menschen, die einer anderen Nationalität angehören, beim Bezug von Sozialleistungen diskriminieren.
Genau das fordern Populisten aber teilweise. Für sie gelten Grundrechte nicht, wenn sie dem angeblichen Willen der Mehrheit widersprechen. Genau das meint beispielsweise der ungarische Premierminister Viktor Orbán, wenn er von einer „illiberalen Demokratie“ spricht.
Wenn man sich anschaut, wie in Polen und besonders in Ungarn Möchtegern-Autokraten regieren und die europäische Elite darauf kaum reagiert, dann verstehe ich, dass sich die Bürger Sorgen über die EU machen. – Yascha Mounk
Ursachen der Krise
Yascha Mounk macht drei zentrale Gründe für die Krise der Demokratie aus: der Aufstieg der sozialen Medien, die wirtschaftliche Stagnation und der schnelle Übergang in eine multikulturelle und multiethnische Gesellschaft. Alle drei lösen nach Mounks Ansicht den „Zerfall der Demokratie“ aus, wie sein neustes Buch heißt.
detektor.fm-Reporter Rewert Hoffer hat Yascha Mounk in Berlin getroffen. Mounk hat mit ihm über den Zustand der Demokratie und den weltweiten Aufstieg des Populismus gesprochen.
Redaktion: Rewert Hoffer
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