Seit der ehemalige Präsident Felipe Calderón 2006 den Kartellen den Krieg erklärt hat, eskaliert die Gewalt in Mexiko. Der Einsatz der Armee hat den Konflikt militarisiert. Im Kampf gegen die Drogen sind bisher mehr als 70.000 Menschen gestorben und ein Ende ist nicht in Sicht. Als Ende September diesen Jahres im Bundesstaat Guerrero eine Gruppe von 43 Studenten verschleppt worden ist, hatte die Bevölkerung genug: Sie fordert von der Regierung Aufklärung und geht auf die Straße. Die Proteste halten seit Monaten an.
Mit den Kartellen verflochten
Die Geschichte der vermissten Studenten zeigt deutlich, wie tief der mexikanische Staat in die Drogenkriminalität verwickelt ist. Denn die Studenten sind zunächst von der Polizei festgehalten und dann der Bande Guerreros Unidos übergeben worden. Diese hat inzwischen zugegeben, die jungen Menschen getötet und verbrannt zu haben. Die Überreste entsorgten sie auf einer Mülldeponie. Die Leiche eines Opfers konnte inzwischen mit Hilfe einer DNA-Analyse identifiziert werden.
Der Staat ist Teil des Problems
Ob die Polizisten auf Befehle von Vorgesetzten handelten, ist nicht bekannt. Inzwischen sind mehr als 20 Beamte im Zusammenhang mit der Entführung verhaftet worden. Auch der Bürgemeister von Iguala und seine Frau sitzen in Untersuchungshaft. Doch den Demonstranten ist das nicht genug. Sie wollen ein Ende der Korruption und Gewalt in Mexiko und werfen der Regierung vor, zu wenig für die Aufklärung des Verbrechens zu tun. Das Vertrauen in Polizei und Justiz hat die Bevölkerung längst verloren. Vom Staat erwarten sie keine Hilfe. Denn der ist immer wieder eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Als Reaktion auf die Proteste hat Präsident Enrique Peña Nieto im November umfassende Reformen bei der Polizei versprochen. Es ist jedoch fraglich, ob diese gelingen werden.
Über die aktuellen Proteste und die Korruption in Mexiko hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigner mit Dr. Karl Dieter Hoffmann gesprochen. Er ist Geschäftsführer des Zentral-Instituts für Lateinamerika-Studien an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Redaktion: Andreas Schmaltz