Politiker, Moderator, Buchautor – Gregor Gysi ist auch mit 70 Jahren noch nicht müde. Das zeigen die zahlreichen Aktivitäten des Spitzenpolitikers. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke ist seit Dezember 2016 auch der Präsident der Europäischen Linken. Außerdem sitzt er nach wie vor mit einem Direktmandat im Bundestag.
Letztes Jahr ist schließlich seine Autobiografie erschienen. Dabei kann Gysi auf eine lange und teils auch kontroverse Karriere in der DDR und der wiedervereinten Bundesrepublik zurückblicken. So hat er zum Beispiel die Parteiführung der SED-Nachfolgepartei PDS ab 1989 übernommen. Das hat ihm viel Hass, aber letztendlich auch Sympathie eingebracht.
Einfluss und Kritik in Ost und West
In den Jahrzehnten nach dem Mauerfall hat kaum ein anderer Politiker den Prozess der Wiedervereinigung so wortstark begleitet. Dabei ist auch seine persönliche Rolle vor und während der Wendezeit immer wieder kritisiert worden. Gegen Behauptungen über seine angebliche inoffizielle Mitarbeit bei der Stasi ist Gysi mehrfach gerichtlich vorgegangen.
Niemand käme auf die Idee, in München und Hof unterschiedliche Löhne und Renten zu zahlen. Daran sieht man, dass bei denen, die solche Argumente benutzen, die Einheit im Kopf noch nicht vollzogen ist. – Gregor Gysi
Doch auch wenn die Kritik gegen ihn nicht ganz verstummt, ist er über die Parteigrenzen hinaus beliebt. Vor allem seine Redekünste im Bundestag sind berühmt-berüchtigt. 2013 wurde er für seine Bundestagsrede im Zuge der Snowden-Affäre vom Verband der Redenschreiber der deutschen Sprache für die beste Rede des Jahres ausgezeichnet.
Nach dem Fraktionsvorsitz
Als ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke meldet er sich auch weiterhin zu Wort. Dabei kritisiert er auch bei Bedarf die Ansichten seiner Nachfolgerin Sahra Wagenknecht. Vor allem ihre national orientierte Lösungsidee der Flüchtlingspolitik hält er für problematisch.
Welche Richtung die Bundesrepublik und Europa für eine gerechtere Zukunft einschlagen müssen und wie die deutsche Politik sich nach der Ära Merkel verändert, hat Gregor Gysi im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop besprochen.
Redaktion: Thomas Oysmüller und Lars Feyen