Griechenland: Europäische Geldgeber bestehen auf Sparmaßnahmen
Griechenland ist hoch verschuldet. Das Land muss überall sparen und gleichzeitig versuchen, die schon gemachten Schulden abzubauen. Denn ohne Sparmaßnahmen und Rückzahlungen an die Gläubiger bewilligen diese keine neuen Kredite. Dieses Geld wird aber dringend benötigt, um einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro zu verhindern und dem Land einen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. Die Sparmaßnahmen treffen vor allem die eigene Bevölkerung; und die wird immer unzufriedener.
Die Sparmaßnahmen sind zunächst notwendig, weil die Regierung auf das nächste Rettungspaket angewiesen ist. Andererseits müsste aber viel mehr getan werden um der griechischen Wirtschaft wieder Wachstumsimpulse zu geben. – Alexander Kritikos, DIW
Sparpaket beschlossen
Das neue Sparpaket betrifft vor allem Rentner und die Mittelschicht. Ab 2019 sollen die Renten um bis zu 18% gekürzt werden. Außerdem soll der jährliche Steuerfreibetrag schrittweise gesenkt werden. Diese Maßnahmen sollen dem Land Einnahmen in Höhe von ungefähr 4,5 Milliarden Euro bringen. Im Juli wird eine weitere Rückzahlung fällig.
Heftige Proteste: Unmut und Arbeitslosigkeit
Nachdem die Zahl der Erwerbslosen im letzten Sommer noch gesunken war, steigen die Zahlen seit Ende 2016 wieder an. Die Quoten sind so schlecht wie in keinem anderen EU-Staat. Ende letzten Jahres waren 23,3% der Griechen arbeitslos. Junge Menschen sind hier von besonders stark betroffen, 45,6% sind ohne Job.
Harte Einsparungen waren und sind eine unumgängliche Bedingung der europäischen Geldgeber für die Bewilligung von Rettungspaketen. 2015 hatten sich die Griechen in einem Referendum allerdings mehrheitlich gegen die Sparmaßnahmen entschieden. Dass diese nun doch kommen, stößt in der Bevölkerung auf Unverständnis und Wut: In den letzten Tagen sind erneut Tausende von Menschen auf die Straßen gegangen. Es kam zum Teil zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Ein großer Teil der Bevölkerung ist inzwischen mit Armut konfrontiert. Es muss etwas passieren, damit es in Zukunft wieder mehr Jobs gibt. Auch ein Sozialhilfesystem fehlt. – Alexander Kritikos, DIW
Alexander Kritikos ist Ökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Lucas Kreling hat er die aktuelle Lage der Griechen erklärt.
Redaktion: Robin Hatting