Sie hat selbst jahrelang in einem Hamburger Jobcenter gearbeitet. Sie kennt die Strukturen und Mechanismen der Institution Arbeitsagentur – und beurteilt sie als „menschenunwürdig“. Inge Hannemann wollte dem alltäglichen Spiel von Bestrafung durch Kürzungen beim Geld der ohnehin schon Ärmsten in diesem Land nicht länger zusehen.
Das Existenzminimum kann nicht noch weiter gekürzt werden. – Inge Hannemann
Institution Jobcenter am Pranger
Kritisiert werden von der ehemaligen Angestellten aber nicht nur die monetären Kürzungen und Sanktionen. Die Kolleginnen und Kollegen im Jobcenter seien für die Aufgaben im Umgang mit Menschen nicht ausreichend qualifiziert, sagt Hannemann. Gerade das Defizit im Bereich Kommunikation und Empathie führe zu einem Klima, das Angst und Hoffnungslosigkeit bei den Arbeitssuchenden schürt.
Die Menschen kommen nicht zum Termin, weil sie Angst haben. Die Menschen wissen ganz genau, ihnen wird dort nicht geholfen. Es gibt ja gar nicht genug Arbeitsplätze.
Petition zur „Abschaffung von Sanktionen und Leistungskürzungen“
Die 45-Jährige hat eine Petition zur „Abschaffung von Sanktionen und Leistungskürzungen“ beim Arbeitslosengeld II aufgesetzt. Innerhalb eines Monats musste sie 50.000 Unterschriften zusammen bekommen, um im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags angehört zu werden. Letztendlich haben über 90.000 Menschen die Petition unterzeichnet.
Anhörung und Alternativen
In dieser Woche durfte Inge Hannemann im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags sprechen. Wie erfolgreich das verlaufen ist und was sie für Alternativen zu dem bisherigen Umgang im Jobcenter vorschlägt, hat sie im Gespräch verraten.