Ukraine-Konflikt in Deutschland
Der Ukraine-Konflikt tobt seit über einem Jahr: Erst auf dem Maidanplatz in Kiew, dann in der Ostukraine. Er tobt aber auch in deutschen Leitartikeln, Leserbriefen und Kommentarspalten. Denn die Lesart dieses Konflikts ist umstritten. Welche Postion soll man einnehemen gegenüber der Politik Moskaus? Und welche Rolle spielen die deutschen Medien?
Der Ton der Diskussion ist rau. Wahlweise werden „Putin-Versteher“ oder „antirussische Propaganda“ ausgemacht. Verschwörungstheorien machen die Runde, Differenzierungen und belegbare Fakten bleiben auf der Strecke. Doch warum ist das so? Eine Frage, die wir Hubert Seipel gestellt haben.
Primetime-Interview mit Putin
Der Journalist hat im November ein vielbeachtetes Interview mit Wladimir Putin geführt. Schon in der anschließenden Günther-Jauch-Sendung wurde es kontrovers diskutiert.
Über die Rolle der Medien in diesem Konflikt und die deutsche Berichterstattung haben wir mit Hubert Seipel gesprochen.
Sternstunde oder braves Frage-Antwort-Spiel?
Putin hatte während des Gesprächs mit Seipel eingeräumt, dass russische Truppen auf der Krim die ukrainischen Streitkräfte blockiert hatten. Er verglich die Annexion der Halbinsel mit dem Verhalten der Nato im Kosovo. Hubert Seipel verzichtete auf Nachfragen.
In den folgenden Tagen wurde dieser Interviewstil in verschiedenen Medien hinterfragt – teils sogar hart kritisiert. Im Handelsblatt hielt man das Gespräch für eine Sternstunde des Journalismus, der Tagesspiegel sah ein braves Frage-Antwort-Spiel.
Seipel räumte Putin sehr viel Redezeit ein und beschränkte sich aufs Zuhören, ohne Putins Aussagen einzuordnen oder zu hinterfragen. Das überließ er bewusst den Zuschauern. Die Frankfurter Allgemeine fand: „So spannend war ein Polit-Abend lange nicht mehr.“
Hubert Seipel über das Gespräch mit Wladimir Putin
Im zweiten Teil unseres Interviews erklärt Hubert Seipel, warum er sich für dieses Interviewstil entschied, wie das Gespräch mit Putin zustande kam und was er den Kritikern entgegnet.