In der deutschen Hauptstadt werden Notrufe ignoriert. Das behauptet zumindest ein Berliner Gewerbetreibender. In der Straße, in der sich auch sein Geschäft befindet, hatte der Mann rabiate Glücks- und Hütchenspieler beobachtet.
Er wird von ihnen angegriffen, als er Berliner Touristen vor der Abzocke warnen will. Doch was er dann nicht fassen kann: als er die Polizei über den Notruf verständigt, gibt’s lediglich eine Absage. Keine Streife wird vorbei geschickt. So erzählt es Enno Lenze, Berliner Unternehmer. Und das sei schon mehrfach so passiert.
Doch warum reagiert die Staatsmacht nicht? Zu viel Angst vor organisierter Kriminalität? Wir haben auf beiden Seiten nachgefragt, beim betroffenen Unternehmer Enno Lenze und bei dem Geschäftsführer der Berliner Polizeigewerkschaft Klaus Eisenreich.
Der Betroffene: „Polizei ignoriert meine Notrufe“
Er wollte, sagt er, nur Betrüger vertreiben. Doch als die handgreiflich werden, hilft die Polizei nicht. Ihm wird zwar ein Krankenwagen angeboten, aber die Notrufzentrale mag keine Polizeibeamten schicken.
Als Enno Lenze einige Minuten später und nur wenige Meter entfernt ein paar Streifenpolizisten findet und diese anspricht, wiegeln die ab – sie wollen sich mit „diesen Leuten“ auch nicht anlegen. Das beschreibt der Unternehmer – und zieht seine Schlüsse: er überlegt inzwischen, zusammen mit anderen Gewerbetreibenden in der Straße, einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren.
Im Interview ist sich Enno Lenze sicher: die Streifenpolizisten hätten „Angst vor den Tätern“.
Die Polizeigewerkschaft: „Zu wenige Beamte in Berlin“
Klaus Eisenreich ist der Geschäftsführer der Gewerkschaft der Berliner Polizei. Er will das so nicht stehenlassen. Der Gewerkschafter kann sich nicht vorstellen, dass Bürger mit solchen Aussagen von Polizeibeamten einfach weggeschickt werden.
Er kritisiert allerdings, dass in letzter Zeit viel Polizei-Personal eingespart wurde und Stellen weiter abgebaut werden. Hier müsse die Politik etwas ändern, da sonst keine flächendeckende Kriminalitätsbekämpfung mehr stattfinden könne.
Im Interview mit Stefanie Gerressen spricht Klaus Eisenreich über die Situation in Berlin.