Ein pragmatischer Politiker
Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif ist seit 2013 im Amt. Im Westen ist der Politiker vor allem dafür bekannt, dass er das Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Russland und China ausgehandelt hat. Nachdem die USA im letzten Jahr aus dem Deal ausgestiegen sind, ist Sarif innenpolitisch unter Druck geraten.
Außenpolitik im Iran ist auch sehr stark Innenpolitik. Sie dient also auch einer Legitimierung des Regimes. Im Iran herrschen heftige Grabenkämpfe um die zukünftige Ausrichtung des Landes. – Tim Epkenhans, Professor für Islamwissenschaften an der Universität Freiburg
Der vermeintliche Rücktritt
Am vergangenen Montagabend hat Sarif auf Instagram seinen Rücktritt verkündet. Gründe für die überraschende Entscheidung nannte der Minister zunächst nicht. Unmittelbar nach seiner Ankündigung hatten sich viele Abgeordnete dafür ausgesprochen, dass Sarif im Amt bleibt. Jetzt hat Präsident Rohani ein Machtwort gesprochen und Sarifs Antrag abgelehnt. Für Tim Epkenhans ist es denkbar, dass er diese Entscheidung auch aus machtpolitischen Gründen getroffen hat.
Es ist ja so, dass Präsident Rohani – zumindest nach außen hin – als pragmatischer und relativ weltoffener iranischer Politiker gilt. Insofern ist er in der Außenpolitik natürlich sehr stark auf Sarif angewiesen. – Tim Epkenhans
Über das Rücktrittsgesuch des iranischen Außenministers Mohammed Dschawad Sarif, dessen Einsatz der sozialen Medien und die politische Lage im Iran hat detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Tim Epkenhans gesprochen. Er ist Professor für Islamwissenschaften an der Universität in Freiburg.