Es ist das ultimative Schimpfwort. Wer in Israel seinen Gegner beleidigen und verunglimpfen will, der nennt ihn schlicht: einen Nazi.
Seit Wochen diskutiert die Knesset in Jerusalem nun über ein Verbot. Man will die inflationäre Verwendung des Wortes stoppen. In Zukunft soll der Begriff „Nazi“ nur noch zu pädagogischen und historischen Zwecken genutzt werden dürfen.
Trivialisierung des Holocaust
Befürworter, allen voran Abgeordnete der rechten Israel Beitenu-Partei, stören sich an der inflationären Verwendung des Wortes. Wenn schon kleine Ärgernisse des Alltags als Schoah – der hebräische Ausdruck für Holocaust -bezeichnet werden, denn sei dies nur noch eins: eine Trivialisierung des Völkermordes an den Juden.
Nicht verharmlost – sondern besiegt
Es sind vor allem israelische Ultraorthodoxe und Rechtsextremisten, die Nazischmähungen und Symbole des Nationalsozialismus häufig bei Demonstrationen als Mittel der Provokation nutzen.
Junge Israelis sehen darin hingegen kein Problem. Sie sehen da eher „viel Lärm um nichts“. Der Holocaust werde durch die Verwendung des Wortes nicht verharmlost – sondern besiegt.
Ist das Verbot also ein Eingriff in die Meinungsfreiheit? Ist der Begriff „Nazi“ vielleicht schon zu sehr im israelischen Sprachgebrauch etabliert? Und wie wäre ein Verbot umsetzbar? Darüber haben wir mit Emmanuel Nahshon gesprochen. Er ist Gesandter der israelischen Botschaft in Berlin.