Von Schwarzanglern und Rasern
Für manche gilt der Diplomatenpass als Freifahrtschein. Garantiert das Dokument doch Immunität vor Strafverfolgung. Manche Diplomaten nutzen das aus. Besonders wenn es um die Straßenverkehrsordnung geht. Manchmal wird es auch kurios: 2012 wurde der nordkoreanische Botschafter mehrfach beim Schwarzangeln erwischt.
Botschafter Becker
Dieser Schutz vor Strafverfolgung ist natürlich verlockend. Einige Journalisten vermuten, dass Boris Becker das wohl auch interessant gefunden hat. Immerhin steckt Becker gerade mitten in einem Insolvenzverfahren. Da passte es aus Sicht von Beobachtern offenbar gut, dass die Zentralafrikanische Republik den ehemaligen Tennis-Profi zum Diplomaten erklärt hat. Die britische Boulevard-Presse vermutet gar, dass Becker sich dadurch aus dem Verfahren winden wollte.
Mit diesem Stunt, den er da versucht, verzögert er nur sein eigentliches Verfahren und tut sich damit gar keinen Gefallen. Er kriegt vielleicht erst ein bis zwei Jahre später seine Restschuldenbefreiung, weil ihm das alles nichts bringen wird. – Achim Doerfer, Rechtsanwalt
Boris Becker hingegen widerspricht. „Es ist richtig, dass mein Diplomatenstatus einige Privilegien beinhaltet“, sagte der 50-Jährige im Videointerview mit dem Boulevardmagazin Top Magazin. „Zum Beispiel Immunität bei den besonderen Fällen, das muss man prüfen, aber das ist für mich nicht vordergründig wichtig.“
Pass gefälscht?
Doch nun soll Beckers Diplomatenpass auch noch gefälscht sein. „Boris Becker ist kein offizieller Diplomat der Zentralafrikanischen Republik“, sagte Charles-Armel Doubane, Außenminister des Landes, der Welt. Die Seriennummer von Beckers Ausweis passe demnach zu „2014 gestohlenen Blankopässen“, hieß es außerdem aus Doubanes Büro.
Welche Privilegien genießt ein Diplomat? Was passiert, wenn man sich tatsächlich Vorteile erschleicht? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Achim Doerfer gesprochen. Er ist Anwalt in Göttingen und schätzt für unsere Serie „Ist das gerecht?“ jede Woche interessante Fälle aus der Welt des Rechts ein.
Redaktion: Sebastian Ernst