Jair Bolsonaro: Präsidentschaft gesichert
Es hat lange danach ausgesehen und nun ist es eingetreten: Der Rechtsaußen-Kandidat Jair Bolsonaro hat die brasilianischen Präsidentschaftswahlen gewonnen. 55 Prozent haben für ihn gestimmt. Im Wahlkampf hat er sich homophob und frauenfeindlich geäußert und zudem lobende Worte für die langjährige brasilianische Militärdiktatur gefunden.
Unter anderem hat er in einem Interview gesagt, dass es ihm lieber wäre, wenn sein Sohn tot wäre, als dass er schwul werde. Außerdem sieht er Folter, Morde und die Androhung von „Säuberungen“ als legitime politische Mittel an.
Wir können in Brasilien einen internationalen Trend beobachten: Die politische Mitte wurde aufgerieben und es kommt zu einem Niedergang der liberalen Institutionen. – Bernhard Leubolt, Politikwissenschaftler
Brasilien am Scheideweg
Brasilien ist die größte Demokratie Südamerikas. Doch das Land hat noch keine lange demokratische Tradition. Die Militärdiktatur dauerte von 1964 bis 1985. Allerdings wird die Geschichte des brutalen Regimes bis heute kaum aufgearbeitet.
Daher kann Bolsonaro sich auch heute noch positiv auf Machenschaften der damaligen Diktatur beziehen. Obwohl Bolsonaro versichert hat, dass er die Verfassung achten wird, sind sich Beobachter unsicher, ob Brasilien weiterhin demokratisch bleibt.
Unterstützung durch Brasiliens Evangelikale
Bolsonaro konnte vor allem die Stimmen der Mittelschicht auf sich vereinen. Doch auch Teile der ärmeren Bevölkerung stimmten für ihn. Das liegt auch an dem wachsenden Einfluss der evangelikalen Christen in Brasilien.
Die Zustimmung für die Evangelikalen zieht sich durch alle sozialen Schichten. Am stärksten verfängt es jedoch unter den Ärmsten. Von daher konnte Bolsonaro den Unmut der Mittelschichten aufgreifen und wurde auch von den evangelikalen Kirchen aktiv unterstützt. – Bernhard Leubolt
Brasilien ist zwar immer noch ein tief katholisches Land, doch 30 Prozent der Brasilianer sind heute Anhänger der christlich-fundamentalistischen evangelikalen Kirchen. Gerade bei ihnen hat sein Programm gegen die Rechte von Frauen und Homosexuellen große Resonanz erfahren.
Über die Zukunft von Brasiliens Demokratie und warum sich die Brasilianer für Jair Bolsonaro entschieden haben, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit dem Politikwissenschaftler Bernhard Leubolt gesprochen. Er forscht an der Katholischen Sozialakademie Österreichs zu Demokratie und sozialer Ungleichheit in Brasilien.
Redaktion: Rewert Hoffer