Jemen ist auf Lebensmittel aus dem Ausland angewiesen. Das Land muss 90 Prozent seiner Grundnahrungsmittel importieren, da das Land zum größten Teil aus Wüste besteht. Mindestens sieben Millionen Menschen leben dort in einer akuten Hungerkrise, denn die Nahrungsmittel aus dem Ausland finden kaum noch ihren Weg dorthin. Schuld ist der anhaltende Bürgerkrieg.
Hinzu kommt auch, dass Krankenhäuser zum Teil bombardiert von der saudisch geführten Koalition wurden oder zum Teil in Kriegsgebieten liegen. – Marie-Christine Heinze, Jemen-Expertin
Oft ist der Zugang zu den raren, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen nicht mehr möglich. Flughäfen werden kaum noch angeflogen, Schiffe erreichen die Häfen nicht. Der Bevölkerung wird nahegelegt, sich durch eigenen Anbau und Viehzucht selbst zu versorgen. Mitten in der Wüste.
Jemen: Keine neue Krise
Schon im Juli 2015 haben die Vereinten Nationen die höchste Notfallstufe für Jemen ausgerufen. Es ist eine Krise, die sich nahezu ohne Schlagzeilen und mit wenig internationaler Aufmerksamkeit abspielt. Dabei ist die Lage im Jemen nicht zu unterschätzen. Denn seit der ersten Warnung der Vereinten Nationen hat sich die Hungersnot weiter verschärft:
Es sind inzwischen nicht über 50, sondern über 80 Prozent der Bevölkerung, die keinen Zugang mehr zu Nahrung, Wasser und Medikamenten haben. – Marie-Christine Heinze
Keine Möglichkeit der Flucht
Der Hungerkrise geht ein Konflikt voraus, der schon seit Jahren brodelt. Seit das gespaltene Land im Jahr 1990 vereint worden ist, gibt es keinen dauerhaften Frieden. Immer wieder kommt es zu Bürgerkriegen. Der aktuelle spielt sich zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und den Regierungstruppen des Präsidenten ab.
Die meisten Flüchtlinge, die vor Kampfhandlungen fliehen innerhalb des Landes, sind Binnenflüchtlinge und kommen nicht nach außerhalb, kommen nicht nach Europa. – Marie-Christine Heinze
Eine Flucht in das Nachbarland Saudi-Arabien ist für die Menschen im Jemen kaum möglich. Denn das Königreich ist selbst Kriegspartei, führt eine Allianz gegen die Huthi-Rebellen und bombardiert die Städte, wobei vor allem Zivilisten getroffen werden.
Über die Hungersnot und den Konflikt im Jemen hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit der Jemen-Expertin Marie-Christine Heinze gesprochen. Sie ist Vorsitzende der Organisation Center for Applied Research in Partnership with the Orient in Bonn.
Redaktion: Ines Gerber