Kobane (arb. Ain al-Arab) ist eine relative junge Stadt. Sie ist 1912 entstanden, als die Bagdadbahn gebaut worden ist. Die Stadt liegt im syrisch-türkischen Grenzgebiet und ist ein Zentrum der kurdischen Kultur in der Region. Seit einem Jahr wird die Stadt immer wieder von Kämpfern des Islamischen Staats (IS) angegriffen. Bis vor kurzem haben kurdische Volksverteidigungseinheiten (YPG) diese Angriffe allerdings abwehren können. Zum jetzigen Zeitpunkt steht mindestens ein Viertel des Stadtgebietes unter der Kontrolle des IS. Auch das Hauptquartier der Kurden ist mittlerweile an den IS gefallen. Anscheinend ist es nur noch eine Frage der Zeit bis die Stadt komplett an die Islamisten fällt.
Sowohl für die Kurden, als auch für die IS-Kämpfer hat Kobane eine herausragende Bedeutung. Einerseits liegt die Stadt in einer sehr rohstoffreichen Region, Rohstoffe mit denen sich der IS finanzieren will. Andererseits ist Kobane für die Kurden eine wichtige Verbindung zwischen ihren syrischen und türkischen Provinzen. Fällt Kobane an den Islamischen Staat verlieren die Kurden einen wichtigen Handelsweg für Lebensmittel und Waffen. Außerdem gewinnen Terroristen vom IS neue Einnahmequellen dazu.
Die Türkei überlässt Kobane dem IS
Auf den Hügeln um Kobane, nur wenige hundert Metern vom Stadtzentrum entfernt, stehen türkische Panzer eng nebeneinander und bewachen die Grenze. Ein Parlamentsmandat ermöglicht den türkischen Truppen das direkte Eingreifen, allerdings verzichten sie bis jetzt darauf. Nicht ohne Folgen: In der Türkei gehen seit mehreren Tagen Mitglieder der kurdischen Minderheit auf die Straße, um die türkische Regierung zum Umdenken zu bewegen. Der kurdische Arbeiterführer Öcalan von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat der türkischen Regierung mit dem Ende des Friedensprozesses gedroht. Andererseits gibt es auch innerhalb der Türkei eine Vielzahl von IS-Unterstützern. Ankaras Handlungsoptionen sind also mehr als eingeschränkt.
Über die aktuelle Lage in Kobane und die Rolle der türkischen Regierung haben wir mit Julia Joerin vom Nahost-Magazin Zenith gesprochen.