Kirchliche Würdenträger, die Recht sprechen oder Gesetze machen – in unserer heutigen Zeit undenkbar. Staat und Religion sind streng voneinander getrennt. Doch unsere Rechtsordnung, unsere Gesetze und Ethik, beinahe alle Grundlagen unserer modernen Gesellschaft lassen sich irgendwie auch auf religiöse Grundlagen zurückführen. Fürsten und Könige regierten jahrhundertelang „von Gottes Gnaden“.
Auch Regeln wie der Stand der Ehe, die Nächstenliebe, Ehrlichkeit, das Tötungsverbot wurden religiös begründet, lang bevor sie in „weltliche“ Gesetzbücher Einzug fanden. {info_1} Obgleich sich der Ursprung des modernen Staates also auch auf die Religion zurückführen lässt, wird unser politisches System heute vollkommen weltlich hergeleitet.
Welches Verhältnis der moderne Staat zur Religion hat, wie man die Werteordnung der Bundesrepublik und ihre politischen Strukturen vermitteln kann, und wo man als „Staatsdiener“ allein nicht mehr weiterkommt, darüber sprachen wir mit dem Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter.