Arbeitsmigration: Gut für wen?
Familienmitglieder, die ihre Angehörigen selbst pflegen, fühlen sich oft überlastet oder emotional überfordert. Denn geschult sind sie für die Aufgabe nicht. Und: Nicht immer findet diese Form der Pflege auch wirklich freiwillig statt. Schließlich fehlt es in Deutschland an ausgebildetem Pflegepersonal. Die chronische Unterbesetzung lässt sich als Fachkräftemangel bezeichnen.
Die Lücke in der Pflege schließen vor allem ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter, vorwiegend aus osteuropäischen Ländern. Das geht zumindest aus einem Projekt der Deutschen Forschungsgesellschaft „Gute Sorgearbeit?“ hervor. Über 500 000 Pflegebedürftige werden von sogenannten Care-Migrantinnen betreut. Meist handelt es sich um Frauen, die ihre Familien verlassen, um ihren Kindern zum Beispiel eine bessere Schulbildung zu ermöglichen.
Die Pflegekräfte aus Osteuropa müssen nicht selten Sprachbarrieren überwinden. Das Arbeitsfeld gilt darüber hinaus generell als emotional belastend. Für Pflegemigrantinnen kommen da Unsicherheiten im Arbeitsverhalten und die räumliche Trennung von Familien und anderen sozialen Kontakten hinzu. Außerdem sind sie häufig in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt, die ihnen wenig Rechtsschutz gewährleisten.
Das ist vor allem eine Win-Situation für die Vermittlungsagenturen. – Eva Pasch, Redakteurin beim Katapult-Magazin
Pflegenotstand ist nicht neu
Dass es der Pflege an qualifizierter Arbeit fehlt, ist schon lange bekannt. So gibt es viele soziale Initiativen und gewerkschaftliche Bestrebungen, die sich für mehr Anerkennung und Entlohnung der Pflegeberufe einsetzen. Ein Hamburger Bündnis ist jüngst mit seinem Volksbegehren für mehr Pflegepersonal gescheitert. Auf Bundesebene soll ein Pflegepersonal-Stärkungsgesetz seit Januar 2019 für 13 000 neue Stellen sorgen. Bisher sind 125 davon bewilligt worden.
Über Arbeitsmigration im Pflegebereich spricht detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Eva Pasch. Sie schreibt für das Katapult-Magazin.
Redaktion: Liam Pape